Die Gemeinden des Kreises Groß Wartenberg
In diesen Kurzbeschreibungen folgen wir im wesentlichen den Angaben, die uns aus der Franzkowskischen "Chronik" überliefert sind. Es kann nur von jeder Gemeinde ein kurzer Abriß der geschichtlichen Daten und Abläufe gegeben werden. Auch erheben diese Angaben nicht den Anspruch, in allen Punkten vollständig zu sein. Das ist nach Lage der Dinge zur Jetztzeit auch gar nicht mehr möglich. In den meisten Fällen sind alle Unterlagen verloren gegangen, in vielen Fällen sind leider nur recht unvollständige Angaben derzeit für uns greifbar. Es ist Sinn und Zweck dieser Kurzbeschreibungen, daß das Wenige, was wir noch über die einzelnen Gemeinden des Kreises wissen, aufgezeichnet ist und nicht in Vergessenheit geraten soll. Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkt diese Aufzeichnungen, dann sind sie ein wertvoller Beitrag zur Geschichte unseres Heimatkreises.

Die Ortsbeschreibungen sind, soweit nicht anders vermerkt, aus dem Schlesischen Ortschaftsverzeichnis von 1913. Einwohnerzahlen in [] sind bereits im zugehörigen Ort mitgezählt

Name Ortsliste 1913 Geschichte
LANGEBIRKE
Haus [Charlottenthal]: Kreis Groß Wartenberg 29,5 km; Postbestellanstalt Heinrichsdorf (Bz. Breslau)9,5 km; Eisenbahnstation Kraschnitz 12 km; Einwohner: [8]
LANGENDORF
Dorf + Mittel Rittergut + Ober Rittergut (mit Ziegelei): Kreis, Postbestellanstalt, Amtsgericht, evang. Kirche, kath. Kirche, Eisenbahnstation Groß Wartenberg (Bez. Breslau) 3-4, Bahnhof 4-5 km; Amtsbezirk, Standesamt Langendorf; Einwohner: 339 + 107 + 87
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gehörten zu Langendorf eine ganze Reihe größerer und kleinerer, nach ihren Besitzern benannte Rittergüter; u. a. Franckenbergerei, Kesselbergerei, Damnigerei, Bauditzerei, Barutherei, Koschembarei, Dolinskerei, Latowskerei, Jaratschowskerei, Diererei u. s. f. Im 17. Jahrhundert wurden verschiedene dieser Güter zusammengelegt. Das Grundbuch von 1687 bis 1740 unterscheidet einschließlich Otto-Langendorf und Ottendorf nur noch sieben verschiedene Anteile. Zu Langendorf gehörten zuletzt Gut Ober-Langendorf, Mittel-Langendorf und Gemeinde Langendorf. Während Otto-Langendorf und Ottendorf selbständige Gemeinde waren. Von Neudorf bis Ottendorf lag ein Ort am anderen, die Anwesen lagen beiderseits der Landstraße und bildeten ein einziges fast zusammenhängendes Straßen- oder Reihendorf. Das Gut Ober-Langendorf war schon bis 1588 standesherrliches Kammergut. Karl Julius von Magusch vereinigte 1763 die ehemalige Franckenbergerei und die Kesselbergerei zum Gut Ober-Langendorf. Von nun an wechseln ständig die Besitzer. 17 verschiedene Besitzer sind nacheinander festgestellt. Bis im Jahre 1903 Prinz Gustav Biron von Curland Besitzer wird. Zuletzt war Prinz Friedrich Franz Biron von Curland Besitzer in Ober-Langendorf gewesen.
Das Gut Mittel-Langendorf, gebildet aus der ehemaligen Münsterbergerei und Diererei, ist von 1589 bzw. 1655 nachweisbar. Auch hier finden wir unter den Besitzern bekannte Namen schlesischer Adelsgeschlechter wie von Prittwitz, von Salisch, von Dresky, von Teichmann, Graf Dyhrn, Graf von Tenczin. Im Jahre 1909 waren Besitzer die Erben des Karl Müller. Walter Scholz bewirtschaftete zuletzt das Gut Mittel-Langendorf. Der Gemeindebezirk Langendorf bestand aus Ober- und Mittel-Langendorf und der aus fridericianischer Zeit herrührenden Gründung St. Markusdorf. Einer Kolonie, die aus sechs Freihäuslerstellen bestand.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte Langendorf zur Parochie Wartenberg. Die Evangelischen von Langendorf und Ottendorf zählten als Gäste zur Wartenberger Kirchengemeinde.
LATERNE
Kolonie + Försterei [Dorf + Rittergut Baldowitz]: Kreis Groß Wartenberg 7 km; Postbestellanstalt Schreibersdorf (Kr Groß Wartenberg)4,5 km; (Försterei Postbestellanstalt Groß Wartenberg (Bz. Breslau)); Eisenbahnstation Perschau 3 km; evang. Kirche Groß Friedrichstabor; Einwohner: [19 + 6]
LICHTENHAIN (bis 1937 Lassisken)
Dorf + Rittergut: Kreis Groß Wartenberg 20,5 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, evang. Kirche, kath. Kirche, Goschütz (Kr Groß Wartenberg) 1, Bahnhof 2,5 km; Amtsgericht, Eisenbahnstation Festenberg 8,5 km; Einwohner: 260 + 35
Franzkowski meint, es sei wohl das in Dr. Heynes, Bistumsgeschichte II, 385, dort irrtümlich für Schleise gehaltene "Liscono", das der Bischof Przecislaus von Pogarell 1358 beim Verkauf der Burg Militsch und anderer Ortschaften dem Bistum vorbehielt. Am Anfang des 17. Jahrhunderts gehörte es zu Goschütz. Es blieb mit Goschütz bis in die letzten Jahre (1945) immer eng verbunden. Über die kirchlichen und schulischen Verhältnisse ist an anderer Stelle ausführlich berichtet.
LIPPNIK
Försterei [Rittergut Bralin] + Haus [Gohle]: Kreis Groß Wartenberg 11 km; Postbestellanstalt, Eisenbahnstation Bralin 3,5 km; Einwohner: [6 + 8]
LOMY
Kolonie [Tscheschen]: Kreis Groß Wartenberg 19 km; Postbestellanstalt Tscheschen (Kr Groß Wartenberg) 5 km; Eisenbahnstation Neumittelwalde 5,5 km; Einwohner: [53]
LOUISENHOF
Vorwerk [Mechau]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 7 km; Eisenbahnstation Perschau 4 km; Einwohner: [24]
MALIERS
Vorwerk [Groß Cosel]: Kreis, Postbestellanstalt, Eisenbahnstation Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4, BAhnhof 4,5 km; Einwohner: [37]
MANGSCHÜTZ
Dorf + Rittergut: Kreis, Amtsgericht, Eisenbahn GR WARTENBERG 7 1/2, Bahnhof 10 km; Post, ev. Kirchspiel SCHREIBERSDORF (Kr. GROß WARTENBERG) 3 km; Amtsbezirk, Standesamt BALDOWITZ; kath. Kirchspiel MÄRZDORF; 868 + 80 Einwohner.
MARIENDORF
Dorf + Rittergut (mit Vorwerk): Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 26 km; Postbestellanstalt Suschenhammer 5 km; Amtsgericht, kath. Kirche Neumittelwalde 16 km; Eisenbahnstation, Amtsbezirk, Standesamt, evang. Kirche Suschen 3,5 km; Einwohner: 225 + 29
MARKUSDORF
Kolonie [Langendorf]: Kreis, Postbestellanstalt, Eisenbahnstation Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4,5 Bahnhof 7 km; Einwohner: [127]
MARTHAHOF
Vorwerk [Boguslawitz]: Kreis, Eisenbahnstation Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 14,5 Bahnhof 12,5 km; Postbestellanstalt Reesewitz 5 km; Einwohner: [21]
MÄRZDORF
Dorf + Rittergut (mit den Förstereien Märzdorf und Stempen): Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg 10,5 km; Postbestellanstalt, Eisenbahnstation Bralin 9 km; Amtsbezirk, Standesamt Baldowitz; evang. Kirche Schreibersdorf; kath. Kirche Märzdorf; Einwohner: 517 + 12
MECHAU
Dorf + Rittergut (mit Försterei): Kreis, Amtsgericht, Postbestellanstalt, evang. Kirche Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 8 km; Eisenbahnstation Perschau 5 km; Amtsbezirk Schloß Wartenberg; Standesamt Mechau; kath. Kirche Türkwitz; Einwohner: 326 + 186
MESSINIETZ
Vorwerk [Schreibersdorf]: Kreis, Eisenbahnstation Groß Wartenberg 3,5, Bahnhof 6 km; Postbestellanstalt Schreibersdorf (Kreis Groß Wartenberg) 2,5 km; Einwohner: [4]
MITTEL STRADAM
Rittergut: Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg 9,5 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, evang. Kirche, Eisenbahnstation Stradam (Kr Groß Wartenberg) 0,5 km; kath. Kirche Schollendorf; Einwohner: 20
Schon bei der Aussetzung zu deutschem Recht unterschied man zwischen Nieder- und Ober-Stradam. Durch Teilung sind aus beiden Orten mehrere Güter bzw. Gemeinden entstanden. Stradam inferior (Nieder-Stradam) wird schon im L. f. 1305 erwähnt. 1357 war Besitzer der Scholtisei ein Wilczek. Konrad der Weiße, Herzog in Schlesien zu Oels, Wohlau, Wartenberg etc. überträgt seinem lieben getreuen Stanislaus Dziatkowski das Gut zu Nieder-Stradam. Die Dziatkowski werden auch von Oderwolff genannt (1508). Sie ließen sich also umtaufen würde man heute sagen. Bis zum 1620 sind Abkömmlinge der Familie auf Nieder-Stradam feststellbar. Danach zerfällt der Besitz in mehrere Teile, die immer wieder den Besitzer wechseln. Erst 1715 gelingt es Hans Georg Freiherr von Dyhrn wieder ganz Nieder-Stradam in einer Hand zu vereinen. Man unterschied grundbuchamtlich jedoch drei Anteile: 1. das von Buchwitzsche Gut, Neu-Stradam genannt, während der zweite und dritte Anteil das Gut Nieder-Stradam bildeten. Bei dieser im Jahre 1799 vorgenommenen Einteilung ist es bis zum Jahre 1945 geblieben. Im Jahre 1880 erwirbt Neu-Stradam Ferdinand von Korn. Nieder-Stradam gelangte 1866 an Adolf Gröger für 135 000 Taler und im Jahre 1896 an dessen Sohn Richard Gröger. Auch bei Ober-Stradam unterschied man lange Zeit mehrere Teile. 1557 gehörte es der Familie von Gaffron. Nach 1557 unterschied man zwei Anteile. 1611 besitzt den Anteil 1 Leonhard von Prittwitz und Gaffron seine seit 1686 an einen Paul von Dresky verheiratete Tochter. Die Dresky sind fast 100 Jahre Herren des Anteils I. Am 21. Oktober 1786 kauft Sigmund Friedrich Traugott Fischer von Reinersdorff den Besitz für 48 300 Reichstaler. Damit sind die Vorfahren des Landrats Detlev von Reinersdorff im Anteil I Besitzer geworden. Im Anteil II verlief die Entwicklung der Besitzverhältnisse ebenso wechselvoll. Anfänglich sind die Gaffron als Besitzer nachzuweisen, dann Franckenberg, von Dyhrn, von Prittwitz, von Pückler usw. 1865 kauft es Wilhelm Giersberg. Durch Tausch wird Hausbesitzer Wilhelm Wirth in Breslau um 210 000 Mark Besitzer des Gutes, jetzt Mittel-Stradam genannt. Es kommt in die Zwangsversteigerung und wird von einer Gräfin von Niebelschütz aus Erfurt für 150 000 Mark gekauft. 1890, 1896, 1898, 1904, 1907 wechselt es den Besitzer. Am 30. April 1910 ist nach Franzkowskis Feststellung Frau Valeska Wisliceny geborene Scholtz im Besitz von Mittel-Stradam. Der zeitweise vorhandene Anteil III ist seit 1729 mit Anteil I vereinigt durch den Kauf des Hans Christoph von Dresky. Ebenso ist der Anteil IV durch Kauf im Jahre 1732 von Just Siegmund Freiherr von Dylim mit Neu-Stradam vereinigt worden. Am 27. Februar 1893 wurden durch allerhöchsten Erlaß die Gemeinden Mittel- und Ober-Stradam zu einem Gemeindebezirk mit dem Namen "Ober-Stradam" vereinigt. Die ehemalige katholische Pfarrkirche ist vermutlich bei der Aussetzung zu deutschem Recht gegründet worden. Sie kam Mitte des 16. Jahrhunderts in protestantische Hände wird 1629 wieder katholisch und blieb es auch über 1633 hinaus, als alle übrigen Landkirchen im Gebiet der Standesherrschaft evangelisch wurden, denn der damalige Patron der Kirche Kaspar von Oderwolff, war Katholik. Zunächst unterhielt er sogar einen eigenen Kaplan. 1637 wird Nieder-Stradam dann zu Wartenberg zugeteilt. Nach einem Bericht des Weihbischofs Neander vom 27.9.1666 war die Kirche ganz aus Holz gebaut. Auch der Turm, in dem zwei Glocken hingen war aus Holz gebaut. Es war ein altes nicht mehr gebrauchtes Ciborium vorhanden, das Sanktissimum fehlte. Die Kirche war sauber und mit Bilder geziert, hatte aber keinen gepflasterten Fußboden. Gottesdienst war jeden 3. Sonntag. Mitte der zwanziger Jahre des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche durch den Patron Hans Georg Freiherr von Dyhrn gründlich renoviert. Die Gottesdienste waren von den katholischen Einwohnern der umliegenden Orte zahlreich besucht, aber in Stradam selbst lebten nur wenige Katholiken. So blieb es nicht verwunderlich, daß die Unterhaltungskosten höher waren als die Eingepfarrten aufzubringen in der Lage waren und die Kirche verfiel. Sie mußte 1806 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Weihnachten 1811 kam die Kirche zum Verkauf und wurde abgebrochen. Ein Fleischer aus Stronn hatte sie für 35 Reichstaler gekauft. Der Glockenturm mit den beiden Glocken blieb erhalten, mußte aber 1816 ausgebessert werden. Er diente für das tägliche Läuten und das Läuten bei Beerdigungen. Der Kirchhof ging im Prozeßweg in den Besitz der politischen Gemeinde über. In Ober-Stradam bestand ursprünglich auch nur eine kleine Holzkirche, eine Kapelle. Diese ist zuletzt in sehr schlechtem Zustand. Pfarrer Krause aus Rudelsdorf hat sich sehr um einen Neubau bemüht. 1863 wurde dieser in Massivbauweise erstellt und die St. Bartholomäuskapelle in Ober-Stradam konnte geweiht werden. Der Kirchhof ist Eigentum der Kirche. Von Evangelischen Pfarrern ist in Nieder-Stradam Christoph Srocius in der Zeit von 1624 bis 1628 bekannt. Nach seinem Tode wurde das Pfarramt einstweilig vom Reesewitzer Pastor versehen. Um 1779 gelten die Ober-Stradamer als Gäste der Kirche zu Wartenberg. Ab 1. Oktober 1896 wurden durch einen ordin. Pfarrvikar in Groß Wartenberg Außengottesdienste auch in Ober-Stradam gehalten. Ab 1901 wird für Ober-Stradam, Groß Woitsdorf, Rudelsdorf und Distelwitz-Ellgut ein besonderes Vikariat eingerichtet. Daraufhin zieht der Vikar am 16. Dezember 1901 nach Ober-Stradam und hält abwechselnd in Ober-Stradam und Rudelsdorf die Gottesdienste. Die durch Georg von Reinersdorff, dem Majoratsherrn, im Jahre 1902 erbaute Ober-Stradamer evangelische Kirche wurde am 16. Dezember 1902 durch Superintendent Nowak geweiht. Ihre Benützung ist durch Vertrag vom 24. Oktober 1909 der Kirchengemeinde Ober-Stradam zugesichert. Die Gutsbezirke Ober- und Mittel-Stradam und der Gemeindebezirk Ober-Stradam bilden seit 27. Dezember 1904 die Kirchengemeinde Ober-Stradam und seit Neujahr 1905 ist die Kirchengemeinde mit der Kirchengemeinde Groß Wartenberg unter diesem Pfarramt verbunden. Seit 1908 bestand in der Parochie Groß Wartenberg auch eine Christliche Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche.
Die Schule in Ober-Stradam ist 1763 gegründet worden. Der erste Lehrer hieß nach Franzkowskis Feststellung Gottfried Warkus. Das Schulhaus wurde 1848 massiv neu gebaut. 1910 wurde die Schule dreiklassig geführt mit 184 Schülern. Von den letzten Ober-Stradamer Lehreren sind noch die Namen Flegel, Max Pirling (gestorben 19.3.1956 in Roth bei Gelnhausen), Herbert Sämann (gestorben am 10.6.1968 in Braunschweig) zu nennen.
MODZENOWE
Kolonie + Försterei [Dorf + Rittergut Neuhütte]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 28,5 km; Postbestellanstalt Suschenhammer 7 km; Eisenbahnstation Suschen 10 km; Einwohner: [124 + 3]
MOJAWOLA
Jagdschloß [Suschen]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 24 km; Postbestellanstalt Suschenhammer 1,5 km; Eisenbahnstation Suschen 3,5 km; Einwohner: [54]
MÜNCHWITZ
Dorf: Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 14 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, evang. Kirche, kath. Kirche, Eisenbahnstation Bralin 4,5 km; Einwohner: 491
MUSCHLITZ
Dorf + Rittergut: Kreis Groß Wartenberg 20,5 km; Postbestellanstalt, Eisenbahnstation, Amtsgericht, Standesamt, kath. Kirche Festenberg (Kr Groß Wartenberg) 1,5 km; Amtsbezirk, evang. Kirche Goschütz; Einwohner: 246 + 75
Es wird im L. f. (1305) Moslicze genannt und bestand aus 40 Hufen. Es war zu deutschem Recht ausgesetzt. Bis 1612 gehörte es zur Herrschaft Goschütz. Danach wechselten die Besitzer mehrfach bis es am 1. Februar 1749 nebst Wescholke von Lucia Möstel verwitwet gewesene von Carcani geborene von Rava für 21000 Taler schles. der Goschützer Graf Heinrich Leopold von Reichenbach erwirbt. Die Obergerichte und das Braurecht gehörten 1609 dem Standesherrn von Wartenberg, Burggraf Abraham zu Dohna.
NASSADEL
Dorf + Rittergut: Kreis, Amtgericht GROß WARTENBERG 16 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamtsbezirk, ev. Kirchspiel, Eisenbahnstation BRALIN 4 - 5 km; kath. Kirchspiel FÜRSTL. NEUDORF; 52 + 156 Einwohner.
NEU SCHEUNIG
Ziegelei [Rittergut Groß Kosel]: Kreis, Post, Eisenbahn Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 4 km, Bahnhof 6,5 km; Einwohner: [2]
NEU STRADAM
Dorf + Rittergut (mit Försterei und Hundeg.): Kreis, Amtsgericht Groß Wartenberg 8,5 km; Postbestellanstalt, Amtsbezirk, Standesamt, Eisenbahnstation Stradam (Kr Groß Wartenberg) 2 km; evang. Kirche Reesewitz; kath. Kirche Kunzendorf; Einwohner: 182 + 144
Schon bei der Aussetzung zu deutschem Recht unterschied man zwischen Nieder- und Ober-Stradam. Durch Teilung sind aus beiden Orten mehrere Güter bzw. Gemeinden entstanden. Stradam inferior (Nieder-Stradam) wird schon im L. f. 1305 erwähnt. 1357 war Besitzer der Scholtisei ein Wilczek. Konrad der Weiße, Herzog in Schlesien zu Oels, Wohlau, Wartenberg etc. überträgt seinem lieben getreuen Stanislaus Dziatkowski das Gut zu Nieder-Stradam. Die Dziatkowski werden auch von Oderwolff genannt (1508). Sie ließen sich also umtaufen würde man heute sagen. Bis zum 1620 sind Abkömmlinge der Familie auf Nieder-Stradam feststellbar. Danach zerfällt der Besitz in mehrere Teile, die immer wieder den Besitzer wechseln. Erst 1715 gelingt es Hans Georg Freiherr von Dyhrn wieder ganz Nieder-Stradam in einer Hand zu vereinen. Man unterschied grundbuchamtlich jedoch drei Anteile: 1. das von Buchwitzsche Gut, Neu-Stradam genannt, während der zweite und dritte Anteil das Gut Nieder-Stradam bildeten. Bei dieser im Jahre 1799 vorgenommenen Einteilung ist es bis zum Jahre 1945 geblieben. Im Jahre 1880 erwirbt Neu-Stradam Ferdinand von Korn. Nieder-Stradam gelangte 1866 an Adolf Gröger für 135 000 Taler und im Jahre 1896 an dessen Sohn Richard Gröger. Auch bei Ober-Stradam unterschied man lange Zeit mehrere Teile. 1557 gehörte es der Familie von Gaffron. Nach 1557 unterschied man zwei Anteile. 1611 besitzt den Anteil 1 Leonhard von Prittwitz und Gaffron seine seit 1686 an einen Paul von Dresky verheiratete Tochter. Die Dresky sind fast 100 Jahre Herren des Anteils I. Am 21. Oktober 1786 kauft Sigmund Friedrich Traugott Fischer von Reinersdorff den Besitz für 48 300 Reichstaler. Damit sind die Vorfahren des Landrats Detlev von Reinersdorff im Anteil I Besitzer geworden. Im Anteil II verlief die Entwicklung der Besitzverhältnisse ebenso wechselvoll. Anfänglich sind die Gaffron als Besitzer nachzuweisen, dann Franckenberg, von Dyhrn, von Prittwitz, von Pückler usw. 1865 kauft es Wilhelm Giersberg. Durch Tausch wird Hausbesitzer Wilhelm Wirth in Breslau um 210 000 Mark Besitzer des Gutes, jetzt Mittel-Stradam genannt. Es kommt in die Zwangsversteigerung und wird von einer Gräfin von Niebelschütz aus Erfurt für 150 000 Mark gekauft. 1890, 1896, 1898, 1904, 1907 wechselt es den Besitzer. Am 30. April 1910 ist nach Franzkowskis Feststellung Frau Valeska Wisliceny geborene Scholtz im Besitz von Mittel-Stradam. Der zeitweise vorhandene Anteil III ist seit 1729 mit Anteil I vereinigt durch den Kauf des Hans Christoph von Dresky. Ebenso ist der Anteil IV durch Kauf im Jahre 1732 von Just Siegmund Freiherr von Dylim mit Neu-Stradam vereinigt worden. Am 27. Februar 1893 wurden durch allerhöchsten Erlaß die Gemeinden Mittel- und Ober-Stradam zu einem Gemeindebezirk mit dem Namen "Ober-Stradam" vereinigt. Die ehemalige katholische Pfarrkirche ist vermutlich bei der Aussetzung zu deutschem Recht gegründet worden. Sie kam Mitte des 16. Jahrhunderts in protestantische Hände wird 1629 wieder katholisch und blieb es auch über 1633 hinaus, als alle übrigen Landkirchen im Gebiet der Standesherrschaft evangelisch wurden, denn der damalige Patron der Kirche Kaspar von Oderwolff, war Katholik. Zunächst unterhielt er sogar einen eigenen Kaplan. 1637 wird Nieder-Stradam dann zu Wartenberg zugeteilt. Nach einem Bericht des Weihbischofs Neander vom 27.9.1666 war die Kirche ganz aus Holz gebaut. Auch der Turm, in dem zwei Glocken hingen war aus Holz gebaut. Es war ein altes nicht mehr gebrauchtes Ciborium vorhanden, das Sanktissimum fehlte. Die Kirche war sauber und mit Bilder geziert, hatte aber keinen gepflasterten Fußboden. Gottesdienst war jeden 3. Sonntag. Mitte der zwanziger Jahre des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche durch den Patron Hans Georg Freiherr von Dyhrn gründlich renoviert. Die Gottesdienste waren von den katholischen Einwohnern der umliegenden Orte zahlreich besucht, aber in Stradam selbst lebten nur wenige Katholiken. So blieb es nicht verwunderlich, daß die Unterhaltungskosten höher waren als die Eingepfarrten aufzubringen in der Lage waren und die Kirche verfiel. Sie mußte 1806 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Weihnachten 1811 kam die Kirche zum Verkauf und wurde abgebrochen. Ein Fleischer aus Stronn hatte sie für 35 Reichstaler gekauft. Der Glockenturm mit den beiden Glocken blieb erhalten, mußte aber 1816 ausgebessert werden. Er diente für das tägliche Läuten und das Läuten bei Beerdigungen. Der Kirchhof ging im Prozeßweg in den Besitz der politischen Gemeinde über. In Ober-Stradam bestand ursprünglich auch nur eine kleine Holzkirche, eine Kapelle. Diese ist zuletzt in sehr schlechtem Zustand. Pfarrer Krause aus Rudelsdorf hat sich sehr um einen Neubau bemüht. 1863 wurde dieser in Massivbauweise erstellt und die St. Bartholomäuskapelle in Ober-Stradam konnte geweiht werden. Der Kirchhof ist Eigentum der Kirche. Von Evangelischen Pfarrern ist in Nieder-Stradam Christoph Srocius in der Zeit von 1624 bis 1628 bekannt. Nach seinem Tode wurde das Pfarramt einstweilig vom Reesewitzer Pastor versehen. Um 1779 gelten die Ober-Stradamer als Gäste der Kirche zu Wartenberg. Ab 1. Oktober 1896 wurden durch einen ordin. Pfarrvikar in Groß Wartenberg Außengottesdienste auch in Ober-Stradam gehalten. Ab 1901 wird für Ober-Stradam, Groß Woitsdorf, Rudelsdorf und Distelwitz-Ellgut ein besonderes Vikariat eingerichtet. Daraufhin zieht der Vikar am 16. Dezember 1901 nach Ober-Stradam und hält abwechselnd in Ober-Stradam und Rudelsdorf die Gottesdienste. Die durch Georg von Reinersdorff, dem Majoratsherrn, im Jahre 1902 erbaute Ober-Stradamer evangelische Kirche wurde am 16. Dezember 1902 durch Superintendent Nowak geweiht. Ihre Benützung ist durch Vertrag vom 24. Oktober 1909 der Kirchengemeinde Ober-Stradam zugesichert. Die Gutsbezirke Ober- und Mittel-Stradam und der Gemeindebezirk Ober-Stradam bilden seit 27. Dezember 1904 die Kirchengemeinde Ober-Stradam und seit Neujahr 1905 ist die Kirchengemeinde mit der Kirchengemeinde Groß Wartenberg unter diesem Pfarramt verbunden. Seit 1908 bestand in der Parochie Groß Wartenberg auch eine Christliche Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche.
Die Schule in Ober-Stradam ist 1763 gegründet worden. Der erste Lehrer hieß nach Franzkowskis Feststellung Gottfried Warkus. Das Schulhaus wurde 1848 massiv neu gebaut. 1910 wurde die Schule dreiklassig geführt mit 184 Schülern. Von den letzten Ober-Stradamer Lehreren sind noch die Namen Flegel, Max Pirling (gestorben 19.3.1956 in Roth bei Gelnhausen), Herbert Sämann (gestorben am 10.6.1968 in Braunschweig) zu nennen.
NEU SURMIN (Surminteich)
Vorwerk [Suschen]: Kreis Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 23,5 km; Post Suschenhammer 5 km; Eisenbahn Suschen 1,5 km; Einwohner: [92]
NEUE WELT
Kolonie [Bischdorf + Ottendorf]: Kreis, Amtsgericht, Postbestellanstalt, Eisenbahnstation Groß Wartenberg (Bz. Breslau) 5,5, Bahnhof 7,5 km; Einwohner: [28 + 30]

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