Kenchenhammer

aus Gross Wartenberg, der freien Wissensdatenbank

Sagen

Wildschütze Melchior Hedloff Der folgende Mörder steht stellvertretend für die überaus große Zahl von Raubserienmördern, die der Dreißigjährige Krieg hervorgebracht hat. Melchior Hedloff ging der Obrigkeit 1653 ins Netz. Leider erfahren wir nicht, auf welche Weise, aber es dürfte sich, wie so oft, um einen Zufallsfang gehandelt haben. Er war ein Wildschütze, trug jederzeit zwei Gewehre bei sich und mordete fünfzehn Jahre. Auch er glaubte, ähnlich Nirsch und Gniperdoliga, durch die Macht des Teufels täglich drei Freischüsse zu haben. Verdeckt aus Büschen heraus erschoss und köpfte er 251 Personen – Adlige, Handwerksburschen, Juden, Bauersleute, Frauen, Mägde und Kinder. Über seine Kindheit und Erziehung erfahren wir nichts, doch neigte er zu Gewalttätigkeiten.

In einem ausführlichen und seltenen Druck sind sein Geständnis und sein Ende erhalten. Im Laufe des Verhörs, welches in Oels stattfand und sich von Mitte November 1653 bis Mitte Januar 1654 hinzog, nannte Hedloff seine Opfer, wie er sie umbrachte und wie viel Geld und Wertsachen er ihnen abnahm. Das erste Vergehen – nicht der erste Mord - ,welches geschildert wird, ist ein Kindermord. Seine Tochter wurde in Unehren von einem freiledigen Knecht namens Michel Tschuren schwanger. Um sie nicht dem Spott und der Schande auszusetzen, gebot er ihr und seiner Frau, das Kind am Heiligen Christtag 1652 zu ermorden und zu begraben. Dafür wurden beide in Haft genommen. Seine Frau starb Ende 1653 im Gefängnis zu Oels. Seine Tochter wurde bereits am 6. Oktober 1653 wegen des Kindermordes justifiziert.

Wie bei allen Mördern in jenen Zeiten, so geschahen die Morde und Scheußlichkeiten alle durch „Trieb und Anleitung des Teufels“. Anfänglich suchte er seine Mordtaten zu beschönigen. Weiter bekannte er, dass er zur Zeit der Kriegsunsicherheit einen fremden Studenten von Riga aus Livland, der von Oels nach Käntichen kam und von dort nach Polen reisen wollte, überfallen und erschießen wollte. Er legalisierte den Überfall damit, dass er angab, der Student wäre ein Kundschafter. Doch der Kretschmer und der Hammermüller retteten den Studenten aus seiner Gewalt und brachten ihn sicher nach Adelnau in Polen. Damals wollte Hedloff einen Kaiserlichen Leutnant vom Hofkirchischen Regiment, der 1644 von Oels nach Käntichen kam und fast 200 Dukaten bei sich trug, ermorden. Den Überfall führte er mit seinem Bruder aus, der aber in der Folgezeit keine weitere Rolle mehr spielte und wahrscheinlich schon frühzeitig ein Opfer seiner Taten wurde. Der Leutnant wurde vom Kretschmer zum Käntichen und vom Sorminer Teichwärter gerettet, zurück ins Dorf gebracht und von dort unter sicherem Geleit nach Breslau geschafft. Bei einzelnen Morden konnte sich Hedloff sogar an den Tag des Mordes erinnern.

Pardon kannte der „Menschenschütze“ nicht. Als er beim Wengersker Hammer zwei Handwerksgesellen ermordete, welche ihn nebst seinen Konsorten heftig ums Leben gebeten, ermordete er sie gnadenlos. Doch damit nicht genug. Am 5. Januar 1654 bekannte er, dass er vor neun oder zehn Jahren eine fremde schwangere Frau, die ein Mägdelein bei sich hatte und bei ihm über Nacht logierte, auf ihr Ersuchen gegen die Erlegung eines Rheinischen Guldens durch die dicke Wildbahn führte und ermordete.

Hedloff mordete aber auch im Verbund, denn er gab Simon Blach, einen Schützen und Fiedelmann, Lokorsch, einen Schützen aus Mischnase und Georg Bog aus Lutzin als seine Spießgesellen an. 251 Personen brachte er gemeinsam mit seinen Mordgesellen in Wäldern, Gebüschen und Hecken um und begrub die Leichen nach der Beraubung. Diejenigen, die einen schlechten Habit trugen, ließ er unausgezogen. Die abgenommenen Pferde, Sättel, Karabiner, Pistolen, Degen, Felleisen (Reisesäcke), Kolleten (Lederwamse), Mäntel, Röcke und weißes Gerät (helle Unterwäsche) verkaufte er für einen geringen Preis in Polen und brachte das Geld in Wollust und allerhand Üppigkeit durch. Er rühmte sich, dass er so manche Magd, als er noch ein Soldat war und sich mit seinen Kameraden besoff, genotzüchtigte und es auch mit zwei Jüdinnen hielt. Ja, er bekannte, nachdem ihn mehrere Personen verdächtigt hatten, dass er seine Tochter etwa ein halbes Jahr vor ihrer Niederkunft zweimal auf einer Wiese bei einem Heuschober missbrauchte und so an ihr Ehebruch und Blutschande zugleich beging. Er wurde zu diesen Taten neunmal befragt und jedes Mal gestand er sie wiederholt. Am 19. Januar 1654 wurde zu Oels, 30 Km östlich von Breslau, eine abscheuliche Exekution an Melchior Hedloff vollzogen. Nachdem ihn der Nachrichter öffentlich vor dem Rathaus auf einen Wagen gesetzt hatte, wurden ihm die vorderen Glieder der Finger, jedes einzeln, mit glühenden Zangen abgezwickt. Nachdem solches geschehen war, riss man ihn an den vier Ecken des Marktplatzes mit vier glühenden Zangengriffen an seinem Leib. Darauf wurde er mit zwei Pferden auf einer Schleppe (einer Art Schlitten), worauf eine Ochsenhaut lag, bis zur Gerichtsstatt hinausgeschleppt und dort in Gegenwart hunderter Menschen auf einer hierzu besonders erbauten Bühne an Armen und Beinen mit dem Rad der Länge nach zerstoßen. Letztlich wurde sein Leib in vier Stücke zerteilt, an derem rechten Viertel der Kopf unabgelöst verblieb. Diese Teile wurden dann auf Pfählen an die vier Landstraßen gehängt.

Quellen - Die Historischen Serienmörder (von Michael Kirchschlager) 1.Auflage 2007 – S. 98 – ISBN 978-3-934277-13-7

Zusatz zu Melchior Hedloff


Der "Schütze Melchior", Mordbuben und andere Übeltäter

In der Zeit, als Medzibor zum Herzogtum Württemberg-Oels gehörte, wurde die damals noch sehr waldige Umgebung des Städtchens von einem Raubmörder, Melchior Hedloff, sehr heimgesucht. Er war aus Kenchenhammer gebürtig und wird noch jetzt in der vulgären Sprache "Schütze Melchior" genannt. Erst nach elfjährigem Treiben seines Raubmords-Handwerks wurde dieser verruchte Bösewicht in dem Dorfe Linke bei Sulau aufgegriffen und empfing vor dem Rathause in Öls, am 19. Januar 1659 in seinem 48. Lebensjahre, den verdienten Lohn. Er bestand darin, dass er auf einer Kuhhaut zum Richtplatze geschleppt, mit glühenden Zangen an allen Fingern und an den Armen gezwickt, dann gerädert und gevierteilt wurde. Seine Büchse, womit er 5 Edelleute, 7 Kaufmannsdiener, 5 Viehhändler, 8 Branntweinmänner, 83 Reuter, 15 Musketiere, 100 Polen, 1 Raubschützen, 6 Juden, 3 Handwerksburschen, 3 Bauern und 10 schwangere Frauen, zusammen also 251 Personen erschossen haben soll, wird noch heut in der Kunstkammer des herzoglichen Schlosses zu Öls aufbewahrt. In folgendem Monate, am 23. Februar wurden auch zwei Brüder desselben, Watz und Georg Hedloff zu Öls hingerichtet. Der Erstere wurde, weil er etliche Male bei den Mordtaten zugegen war und Anteil an der Beute genommen hatte, aufs kürzeste gerädert und sein Leichnam aufs Rad gelegt; den Letzteren enthauptete man, weil er bei dem Niederschießen einer Person behilflich war und als Ehemann mit eines anderen Weibe Ehebruch getrieben hatte.

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