Aus der
Geschichte der Groß Wartenberger Grenzland-Zeitung
Rosemarie Große
Im Jahre 1849, am 4. Juni, erstand der Buchdrucker Georg Friedrich
Heinze, geboren am 1.10.1805 in Stronn, Kreis Oels, das von Adolf Ludwig
aus Oels im Jahre 1832 in Groß Wartenberg gegründete Druckereigeschäft.
Der Kaufpreis betrug 1000 Taler. Am 6. Januar 1849 erschien das erste
Mal ein Groß Wartenberger Kreisblatt. Es bestand nur kurze Zeit. Das
danach unter dem Namen "Intelligenzblatt für die Städte Wartenberg,
Festenberg, Neumittelwalde, Goschütz und Bralin" neu verlegte Blatt
wurde von G. F. Heinze selbst herausgegeben. Es enthielt nur amtliche
und private Anzeigen und wurde gratis verteilt. Das Blatt erreichte 20
Jahrgänge und wurde im Jahre 1870 in den "Wartenberger-Medziborer Stadt-
und Kreisboten" umgewandelt. Seit dem Jahre 1888 führte es den Titel
"Groß Wartenberger Stadt- und Kreisbote". Bei der übernahme durch G. F.
|
Waldemar Große
|
Heinze befand sich die Druckerei auf der Kleinen Gasse, wurde aber bald
nach dem Ring verlegt. Seit dem Jahre 1852 war das Haus auf der
Herrenstraße bis zum traurigen Ende im Jahre 1945 Heimat und
Wirkungsplatz von vier Generationen von Buchdruckern. Der ebenfalls im
Hause befindliche Laden wurde Papiergeschäft, Buchhandlung und
Leihbücherei; später wurde er auf Galanterie-, Kurz- und Glaswaren
ausgedehnt. Durch einen großzügigen Umbau und Ausbau durch Walter Große
entstand im Jahre 1936 daraus eine moderne Buch- und Papierhandlung.
Drei Söhne des G. F. Heinze haben im väterlichen Betrieb den Beruf des
Buchdruckers gelernt und haben nach der Wanderzeit und Tätigkeit in
anderen namhaften Betrieben den vom Vater ererbten Betrieb weitergeführt
und ausgebaut. Oskar Heinze, der älteste, siedelte sich am 1. 1. 1870 in
Liegnitz an, wo er sein Geschäft zu einer großen, gut renommierten
Buchdruckerei ausbauen konnte. Emil Heinze übernahm als Stütze des
Vaters die Wartenberger Druckerei und erwarb nach dem Tode
seines Vaters (17.9.1873) Haus und Betrieb. Er lebte nur noch 10 Jahre
und hinterließ eine junge Witwe und vier Kinder. Die älteste, Marie
Heinze, wurde die Gattin des nächstfolgenden Besitzers Waldemar Große.
Der jüngste Sohn, Max Heinze wurde nun Besitzer der Buchdruckerei und
leitete mit viel Geschick den Betrieb und baute ihn weiter aus. Zum
50jährigen Bestehen der Buchdruckerei verfaßte er eine Festschrift über
den Werdegang des Unternehmens. Max Heinze war 15 Jahre Stadtverordneter
und 9 Jahre Stadtverordneten-Vorsteher. Das zuerst von Emil Heinze
herausgegebene böhmische Gesangbuch wurde unter seiner Geschäftsführung
in 15 Jahren dreimal aufgelegt und erschien in einer Auflage von je 2000
Stück. Es ging hauptsächlich nach Rußland, bis hinein in den Orient nach
Konstantinopel.
|
Walter Große
|
Als sich der ältere Bruder Oskar Heinze zur
Weiterführung seines sehr umfangreich gewordenen Betriebes in Liegnitz
zu alt fühlte, erwählte er Max Heinze zu seinem Nachfolger, damit der
Betrieb in der Familie erhalten bliebe. So siedelte Max Heinze nach
20jähriger Tätigkeit in Groß Wartenberg nach Liegnitz über. Max Heinze
verkaufte die Wartenberger Druckerei dem Schwiegersohn seines
Vorgängers, dem Kaufmann Waldemar Große. Er übernahm das Geschäft am 1.
Juli 1906. Unter Waldemar Große wurde die Zeitung vergrößert und einige
größere Werke verlegt. So unter anderem das Bienenbuch von Pastor
Dächsel, die Chronik von Franzkowski und mehrere Regimentsgeschichten.
Die Buchdruckerei, Buch- und Papierhandlung in Festenberg wurde 1916 von
Martin Freund erworben. Damit vereinigte Waldemar Große auch die dort
erscheinende "Festenberger Zeitung" im gleichen Verlag.
Am 1. Juli 1933
erwarb Walter Große, der ältere Sohn von Waldemar Große, den
Druckereibetrieb in Neumarkt in Schlesien. Er hatte Buchdrucker gelernt
und am Technikum für Buchdrucker in Leipzig die Gehilfenprüfung abgelegt
(1925) und 1929 dort auch die Meisterprüfung bestanden. Er hatte bei
Wilhelm Gottlieb Korn in Breslau volontiert.
Der zweite Sohn von
Waldemar Große studierte Zahnmedizin und lebt heute in Alsdorf bei
Aachen. Waldemar Große starb nach einer Operation am 20.1.1940. Seine
Frau Marie, geborene Heinze, folgte ihm am 26.9.1943.
Am 1.5.1943 mußte
unter dem Druck der Nazi-Presse die alte Zeitung die in den zwanziger
Jahren den Namen "Grenzland-Zeitung" erhalten hatte, ihr Erscheinen
einstellen. Es erschien danach täglich eine NS.-Zeitung unter dem Namen
"Namslauer Stadtblatt G. m. b. H." Die Druckerei in Groß Wartenberg
wurde aufgelöst. Nur das Ladengeschäft blieb erhalten und wurde
modernisiert. Die letzten Jahre wurde es von Max Albrecht, dem
langjährigen Druckereileiter, in Pacht genommen. In Festenberg blieb
Druckerei und Papiergeschäft erhalten. Wilhelm Wittenburg, der
langjährige Schriftleiter der "Festenberger Zeitung", übernahm das
Geschäft pachtweise. 1945 sind beide
Druckereigebäude, in Groß Wartenberg und Festenberg, durch Brand
vernichtet worden. Walter Große geriet bei Kriegsende in russische
Gefangenschaft wurde an die Polen ausgeliefert und starb am 12.12.1945
im Lager Wessola (Pless/OS) an Entkräftung. Sein ältester Sohn
Hans-Jürgen führt die Tradition der Familie fort und hat sich der
"Schwarzen Kunst" zugewandt. Die geschichtlichen Daten sind der Chronik
der Familie Heinze entnommen, die im Jahre 1912 von Oskar Heinze verfaßt
und bei ihm in Liegnitz gedruckt wurden.
(Nach einem Bericht von Rosemarie Große vom November 1955, erschienen in
Nr. 9 und 10 im Heimatblatt für den Kreis Groß Wartenberg)
Impressum
/ Rolf's Email
/ Rolf's Homepage
/ Kreis Groß Wartenberg
/ Buch Inhalt