Die Schützenketten der Schützengilde Neumittelwalde

Von Karl-Heinz Eisert

Die Schützengesellschaft Medzibor wurde urkundlich erstmals in einer Urkunde des Königs Wenzeslaus von Böhmen und Mähren im Jahre 1643 erwähnt. Im Jahre 1848 verlieh der damalige König von Preußen, König Friedrich Wilhelm IV., der Schützengesellschaft Medzibor das Recht, sich privilegierte Schützengilde Medzibor zu nennen. Das 250jährige Bestehen ist im Jahre 1893 mit großem Pomp und Weihe einer neuen Fahne gefeiert worden. Im Jahre 1943 mußte das 300jährige Jubiläum und die damit verbundenen Feiern unterbleiben, da zu dieser Zeit der Zweite Weltkrieg jegliche Feiern unmöglich machte. Ein kleiner Kreis der nicht zum Heeresdienst eingezogenen Schützen gedachte in einer stillen Stunde der großen Tradition der Neumittelwalder Gilde. Die Schützenketten der Gilde sind durch Frau Clara Michalik der Ehefrau des letzten Vorstehers der Gilde, Walter Michalik, die mit vier Kindern im damaligen Alter von drei bis 15 Jahren im Januar 1945 die Heimat verlassen mußte, durch alle Gefahren der Flucht hindurch gerettet worden. Am 13. September 1964 hat sie Walter Michalik in einer würdigen übergabe öffentlich (beim damaligen Heimatkreistreffen in Rinteln an der Weser) dem Vertreter des Kreises Grafschaft Schaumburg, Herrn Oberkreisdirektor Disch, zur Verwahrung übergeben. Es sind die Ketten der jeweiligen Würdenträger der Schützengilde Neumittelwalde. Sie sind in dem übergabeprotokoll wie folgt beschrieben:
Abb. 180
Neumittelwalder Schützenketten jetzt im Heimatmuseum in Rinteln/Weser

1. Die Königskette, bestehend aus dreiunddreißig Silbermünzen, ein Silberstern mit Friedrich August von Braunschweig Oels vom 12. August 1793, und zwei Anhängern, auf einem befindet sich das Stadtwappen von Neumittelwalde. Dazu eine Silbermünze am schwarzweißen Bande. Auf den Verbindungen zwischen den Münzen sind die Namen der Spender zu lesen.
2. Eine Kette, die der Marschall getragen hat, bestehend aus: Einer Kette mit einer Silberkapsel von 1693, die einmal ein großes Vermächtnis enthalten haben soll. Dazu eine Silbermünze am weiß-gelben Band.
3. Eine Kette mit Silberschild, gestiftet von S.G.Adamy am 12. August 1793, die der Ritter getragen hat.
Der Kreis Grafschaft Schaumburg in Rinteln verpflichtet sich, diese Erinnerungsstücke in sichere Verwahrung zu nehmen, nichts davon zu verleihen, zu verschenken oder zu veräußern. Diese Schützenketten sind jetzt im Heimatmuseum in Rinteln an der Weser in der Heimatstube Groß Wartenberg in Vitrinen ausgestellt und aufbewahrt. Es sind einige der wenigen wertvollen Stücke, die aus Flucht und Vertreibung gerettet werden konnten, durch den persönlichen Einsatz einer unerschrockenen Frau.

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