Kriegschronik der Grenz- und Kreisstadt Groß Wartenberg

1914. - Am 27. Juli nahm unsere Feuerwehr an einem Treffen in Hundsfeld teil. Nachmittags wurde die Nachricht verbreitet, österreich hat an Serbien den Krieg erklärt. Sie schlug wie eine Bombe zerstörend in das schöne Fest ein. Doch war sie verfrüht, die Kriegserklärung erfolgte erst einen Tag später, als die Groß Wartenberger Gilde ihr Schützenfest feierte. Trotz schönsten Wetters war die Stimmung sehr gedrückt. Besorgt spähten wir nach Osten, da wir den Russen einen Einfall nach Schlesien auch ohne Kriegserklärung durchaus zutrauten. Am 31. Juli mobilisierte Rußland offiziell, worauf auch Deutschland den Kriegszustand erklärte. Dieser Befehl traf in den Mittagsstunden ein. Die Mobilmachungsarbeiten begannen nun fieberhaft. Die von Kreis und Stadt zu stellenden Boten und Fahrzeuge jagten nach allen Richtungen aufs Land hinaus. Am gleichen Tage wurde die Wartenberger Landsturmkompanie Nr. 22 aufgestellt.
Am 3. August war große Pferdemusterung, die bis Mitternacht dauerte. Anschließend wurden einberufene Ersatzreservisten auf die Gäule gesetzt und Richtung Oels in Marsch gesetzt. Das wurde natürlich eine Katastrophe, da nur sehr wenige je auf einem Pferde gesessen hatten! In Pontwitz war alles marode, so daß man übernachten mußte.
Der 4. August ließ uns merken, daß wir in der Nähe des Kriegsschauplatzes wohnten, denn aus der Richtung Kalisch scholl lauter Geschützdonner. Später hörten wir, daß es ein deutsches Strafgericht über Kalisch war, dessen Bevölkerung deutsche Soldaten getötet hatte.
Am 8. fand die Ermittlung von Fahrrädern, Bereifungen und Zubehör statt. Auch setzten Maßnahmen gegen den Lebensmittelwucher ein. Ein Ausschuß von Kreisvertretern setzte Lebensmittelhöchstpreise fest. Der an diesem Tage fällige Schwarzviehmarkt war schlecht besucht. Da der Kreistierarzt Dr. Ernst Pflugmacher zum Heere einberufen war, übernahm Fleischbeschauer Gastwirt Karl Michalke die Marktaufsicht, da auch Tierarzt Justus Barbarino einberufen war. übrigens kam bald ein Vertreter, Dr. Alexander. Die Rittergüter des Kreises hatten seit Jahren Saisonarbeiter aus Russisch-Polen beschäftigt. Sie wußten nicht, wie sie diese Angehörigen einer feindlichen Nation loswerden sollten. Sie schickten sie einfach zum Landrat, der sie wieder der Stadtpolizei zuschob. Am 16. August kam ein Trupp von 16 Galizioken vom Dominium Mechau (Pächter Beck) hier an. Unser einziger Polizeisergeant Paul Horn brachte sie im Gasthaus "Friedenseiche" unter. Da sie keine neue Arbeit fanden, trieben sie sich in der Umgebung umher. Nun kam der landrätliche Befehl, die Leute zu verhaften, das wurde mit Hilfe des Kriegervereins ausgeführt. Die Internierten machten einen durchaus harmlosen Eindruck und zahlten ohne Widerrede die Haftkosten, sogar auch für die, welche kein Geld hatten.
Prinz Gustav Biron von Curland überwies eine Zimmerflucht des Schlosses zur Einrichtung eines Lazaretts. Es stand unter Leitung des Kreisarztes Dr. Furch. Frau Prinzeß Franqoise Biron von Curland, geb. Marquise de Jeaucourt, übernahm persönlich und mit großem Eifer die Verpflegung der Verwundeten und Kranken.
Am 26. August gegen Abend gelangte zum Kommando der hiesigen Landsturm-Kompanie (Hauptmann d. L. Biehayn) vom Bezirks-Kommando Oels aus die Nachricht, daß russische Truppen aus der Richtung Kempen im Anmarsch seien. Die Kompanie wurde sofort alarmiert und rückte schwer bewaffnet in Richtung Kempen ab. Eine Panik bemächtigte sich der Einwohnerschaft, man fing überhastet an zu packen. Glücklicherweise behielten die Behörden den Kopf oben. Landrat von Busse zog aus allen Grenzorten Erkundigungen über das Auftauchen russischer Truppen ein. Nirgends war etwas davon bekannt. Nun ging er mit seiner Gattin durch die Straßen der Stadt und beruhigte die erregten Menschen, Doch mußte diese Tatarennachricht auch nach oben gedrungen sein, denn schon am Morgen des 27. August trafen mit der Bahn zwei nagelneu ausgerüstete Batterien Landwehrartillerie Schweidnitz hier ein, die in der Nacht alarmiert worden sind. Sie hatten keinen bestimmten Auftrag und wollten hier näheres erfahren. Nachdem sie mit Speise und Trank überfüttert worden waren, rückten sie in Richtung Kempen ab. -
Am 1. September überflog uns in aller Frühe ein großes Luftschiff (Zeppelin oder Parsival) und kehrte nachm. zurück, in Richtung Breslau entschwindend.
Vom 3. bis 7. September finden im Prinzl. Marstall Musterungen statt.
Am 12. ist wieder eine neue Pferdemusterungsliste aufzustellen. Es muß sofort eine Liste aller, noch nicht einberufenen Burschen im Alter von 16-23 Jahren aufgestellt werden. Es heißt, daß dieselben bei Annäherung der Russen fortgebracht werden sollen. Am nächsten Tag früh bei der Pferdemusterung, während starker Kanonendonner aus der Richtung Kalisch zu hören war, wurden alle Gemeindevorsteher nach Hause geschickt mit der Weisung, bis abends 7 Uhr alle Jungmannen ihrer Gemeinde zum hiesigen Bahnhof zu bringen. Jeder ist mit Lebensmitteln für 4 Tage und
Abb. 18
An der Reichsgrenze vor 1914
Wäsche zu versehen. War das ein Getümmel. Bei uns fehlte keiner. Bei schlechtestem Wetter führte der Bürgermeister unter Führung des Polizisten Horn, der eine große Stallaterne trug, die Schar zum Bahnhof, wo sich schon Hunderte vom Lande eingefunden hatten. Der Landrat und sämtliche Gemeindevorsteher leiteten die Verladung in den Sonderzug, der endlich um 11 Uhr abfahren konnte. Das Ziel kannte niemand. Sie sind in Thüringen und Hessen bei Bürgern und Bauern untergebracht worden. 64 junge Leute aus weit entfernten Dörfern kamen erst um Mitternacht an und mußten in Quartiere gebracht werden.

Am 19. Dez. wurden die meisten privaten Schrotmühlen amtlich plombiert. Die Weihnachtsfeldpostpakete in großen Mengen waren rechtzeitig abgegangen. Es ist wieder viel gesammelt worden. Die Weihnachtstage verliefen im Hinblick auf die im Felde stehenden Angehörigen sehr still. An der Front war es leider nicht so ruhig. Daß es unserm ehem. Wartenberger, dem General d. Art. von Gallwitz und seinen Truppen in schweren Kämpfen gelungen war, die Gefahr von unsern Grenzen abzuwenden, empfanden wir als besondere Fügung der Vorsehung.

1915. - Die Lebensmittel-Rationierung der Kreisausschüsse gibt Anlaß zu vielen Beschwerden der Städte, bes. über die übergriffe mancher Beamten und sog. Vertrauenspersonen. Das zeigt sich besonders bei den monatlichen Zusammenkünften der Bürgermeister in Breslau und bei den Städtetagen. Auch unsere Stadt hatte Anlaß zum Zorn, wenn ganze Ladungen für unsern Kreis gelieferter Waren (Grieß, Graupen, Heringe) verschwanden und die Stadt nichts bekam. Beschwerden führten zu keiner Abhilfe, nur zu größerer Vorsicht der Hinterzieher. Natürlich machte sich der Volkszorn Luft. Die Läden wurden lange vor der öffnung von Menschenschlangen belagert, man begann zu toben und schimpfen, zu stoßen und zu prügeln. Die Wut wandte sich gegen die letzten Verteiler und unteren Behörden, die sowieso durch die vielen Bestands-Beschlagnahme und dergl. Verordnungen fast verzweifelt waren. Sie waren die Prügelknaben der oberen Behörden. Man muß sich das einmal richtig vorstellen. Regierung und Landrat befahlen den Gemeindevorstehern unter Strafe, binnen einer kurzen Frist so und soviele Rinder zu liefern. Der Schulze ging nun von Wirtschaft zu Wirtschaft, um die geeigneten Tiere auszusuchen. Er war aber sicher, nur maßlosen Klagen, zornigen und beleidigenden, ja öfters drohenden Reden zu begegnen. So schwer es ihm fiel, er mußte den Anordnungen nachkommen und Vieh bzw. ein andermal Getreide u. ä. beschlagnahmen. - Und doch mußte man staunen darüber, wie bereit die Einwohnerschaft war, den nie abbrechenden Sammlungen für Kriegszwecke zu genügen. Wie sie nach und nach alles gemünzte und ungemünzte Gold, Silber, Kupfer, Messing, Nickel, Zinn, auch Kleidung, Wollwaren, Ferngläser, Waffen aller Art, Lederwaren, Geschirre und hundert andere Dinge dem Vaterlande opferten. Ein neugebildeter Ortsausschuß übernahm freiwillig die Einteilung der Lebensmittel nach Karten und Marken, während der Magistrat die Führung der zahllosen Bestandslisten über Schlachtvieh, Getreide, Mehl, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Gemüse, Heu, Stroh, Kraftwagen, Kraftrad- und Fahrradreifen über Hanf, Jute, Metall und Metallgegenstände, Papier, Gummi, Kastanien, Eicheln, Bucheckern, Sonnenblumensamen, Nesseln und vieles andere oblag. Bei Ablieferung der Kupfersachen mußte die Stadt drei große kupferne Braupfannen der Stadtbrauerei, vier Kessel aus den Schulhäusern und dem "Weißen Giebel" (Markusberg) abgeben.
Auf Anregung des ev. Oberpfarrers Bierwagen wird ein Nagelungszeichen in Form eines "Eisernen Kreuzes" aus Holz gefertigt und mit schwarzen, versilberten und vergoldeten Nägeln, die von den Stiftern bezahlt werden mußten, beschlagen. Es fand seinen Platz in der ev. Kirche.
Auf einstimmigen Beschluß von Magistrat und Stadtverordneten verlieh unsere Stadt Sr. Exzellenz General der Artillerie Max von Gallwitz als langjährigem Bürger das Ehrenbürgerrecht. Der General nahm mit Dank an und schenkte der Stadt sein Bild in künstlerischen Rahmen aus französischem Holz geschnitzt. Katasterkontrolleur Barth von hier, als Hauptmann bei der Armee von Gallwitz, überreichte das Geschenk. Da unsere Aerogengasanstalt aus Mangel an Betriebsstoff (Gasolin, einer Benzinart) kalt gestellt war, Petroleum und Spiritus mehr als knapp war, konnte uns nur die Umwandlung in eine Kohlengasanstalt retten. Es kostete einen harten Kampf, den Umbau durchzubringen. Der Gegner waren viele, und sie hatten viele Gegengründe: Die hohen Umbaukosten, die bedeutenden Betriebskosten und die Aussicht auf die Errichtung eines Kreiselektrizitätswerkes. Die Lichtnot zwang uns zu raschem Entschluß. Mitte des Jahres wurde der Umbau beschlossen und die Ausführung der Fa. Carl Francke, Bremen übertragen. Trotz Arbeiter- und Materialmangel schritt der Bau rüstig vorwärts. Nach Osten zu wurde das Ofenhaus mit zunächst 2 Retorten einschl. Apparaten, Kühl-, Regler- und Waschräumen erbaut. Nach Verkauf des kleinen Gasbehälters wurde ein großer von 250 cbm zu dem bestehenden von 150 cbm angelegt. Als Gasmeister wurde Konstantin Speich aus Kempen berufen. Der Bau wurde erst 1916 beendet. Für die Stadtbrauerei mußte ein neues eisernes Kühlschiff angekauft werden.
Unterhandlungen mit den Erben des Geh. Justizrates Schulz in Ostrowo um den Erwerb des zum Rathausviereck gehörenden Grundstücks (früh. Bes. Elsner), schlugen fehl. Uhrmachermeister Methner erwarb das Besitztum und baute es aus.
Landrat von Busse erhält die ehrenvolle Berufung zum Landeshauptmann von Schlesien und scheidet am 1. Juli 1915 von Groß Wartenberg. Er war ein treuer Freund unseres Kreises, den wir nur ungern scheiden sahen.
Bürgermeister Theodor Eisenmänger, dessen 24jährige Amtszeit am 6. Juli 1915 ablief, wurde aufs neue einstimmig gewählt und zwar auf Lebenszeit. Der Geh. Justizrat Dr. Wieczorek wurde zu gleicher Zeit als Beigeordneter wieder auf 6 Jahre gewählt.

1916. - Den Fortgang der Kriegsereignisse zu beschreiben ist nicht Aufgabe dieser Niederschrift, wäre auch bei der Flut der Ereignisse viel zu umfangreich. Eines muß aber erwähnt werden, da es unser aller Schicksal entschieden hat, es ist die Wiederaufrichtung des polnischen Staates. Die von einer verwunderlichen Verkennung des polnischen Charakters zeugende, vom Deutschen Kaiser und dem Kaiser von österreich beschlossene Wiederherstellung des Königsreichs Polen erweckte in allen östlichen Grenzländern nicht nur Bestürzung, sondern Entrüstung. Wir kannten die "Dankgefühle" der Polen genau: Wir hatten uns in Polen einen Gegner und haßerfüllten Feind mehr geschaffen. Ein alter Spruch sagt: "Wer Polen hilft macht es sich nicht zum Freunde, aber Rußland zum Feinde". Es war eine der letzten Taten des alten Franz Josef, am 21. November starb er.
Die wie Pilze hervorwachsenden "Kriegsgesellschaften", die vom Staate zwar gegründet wurden und dazu vorhanden sind, alle Lebens- und Bedarfsmittel zu sammeln und gerecht und preiswert zu verteilen, wachsen sich immermehr zur Landplage aus. Zusammengesetzt sind sie aus Großkapitalisten, Kriegsgewinnlern und allerlei Volk, das sich vom Frontdienst drückt. Millionenbeträge fließen in ihre Taschen, die lieber unersetzliche Waren verderben lassen, als sie zu mäßigen Preisen unter das Volk zu bringen. Hier sind die eigentlichen "Kriegsverbrecher" zu suchen. Unsere Geschäftsleute wissen ein Lied von den Plackereien und Begaunerungen zu singen. Kaffee und Tee verschwinden gänzlich aus dem Handel. Die Fett- und Butternot wird groß, die Bevölkerung leidet, was die blassen, hageren Gesichter und die schlaffen Muskeln erweisen, an Unterernährung. Zucker wird ein seltener und kostbarer Artikel. Web-, Wirk- und Strickwaren sind wegen Mangels an Rohstoffen nur schwer zu erlangen und sehr teuer. Auch das Tierfutter wird äußerst knapp, da die Kriegsernten nicht gut waren. Natürlich wuchsen mit der zunehmenden Verknappung die Vergehen gegen die Kriegsversorgungsgesetze. So wurde die hies. Mühle Müller und Co. mehrfach wegen Mahlvergehen und Getreideschiebungen polizeilich geschlossen, auch andere Geschäftsbetriebe wurden zeitweise untersagt. Viel wurde nicht erreicht, die Verfahren waren schleppend, die Strafen wenig abschreckend. Wenn ein Schieber wöchentlich Tausende von Mark verdienen konnte, lachte er über eine Geldstrafe von 50 M.
Die Goldaufkaufstelle unter Apotheker Carl Christen erwarb freiwillig dargebrachte Goldsachen, leider weit unter Wert. Von den städt. Lehrern wurden Schlensog und Exner und kurz auch Paul zum Heer eingezogen. Alle Männer von 41 bis 46 und 19 bis 23 Jahren wurde wiederholt gemustert und die halbwegs tauglichen einberufen. Der Tod berief im Mai 1916 unseren früh. Landrat, den Landeshauptmann Leo von Busse in Breslau aus seinem Wirkungskreise ab. Einige Wochen vorher war er zur Totenfeier der 12jährigen Prinzessin Louise Biron von Curland, die mit dem Pferd tödlich gestürzt war, in Groß Wartenberg gewesen. Er fiel uns schon damals durch sein schlechtes Aussehen auf. Er starb an Lungenentzündung und wurde am 25. Mai auf dem hiesigen Friedhofe, wo auch sein Vater ruht, beigesetzt.
Ebenfalls im Mai verstarb plötzlich der Arzt Dr. Kinner. Die Stadt war nun wieder für lange Zeit allein auf unsern Kreisarzt Dr. Furch angewiesen, der auch noch das Schloßlazarett zu versorgen hatte. Bürgermeister Theodor Eisenmänger konnte am 6. Juli auf eine 25jährige Amtstätigkeit zurückblicken, der Geh. Justizrat Dr. Johann Albert Wieczorek auf eine ebenfalls 25jährige Tätigkeit als Beigeordneter. Anstelle des nach Peilau verzogenen ev. Oberpfarrers Bierwagen wurde Oberpfarrer Wießner aus Rudelsdorf, Kr. Nimptsch hier eingeführt.
Abb. 19
Kalischer Straße vor 1914
Zweiter evangelischer Geistlicher wurde der Kandidat der Theologie Kuschka aus Stradam.

In Kunzendorf hiesigen Kreises äscherte eine große Feuersbrunst 12 Wirtschaften ein. Am 6. Dezember entstand durch die Nachlässigkeit eines Gasrohrlegers ein Dachbodenbrand im Hause des Kreistierarztes Haertel in der Kalischer Straße. Er wurde von Hausbewohnern gelöscht.

Verhandlungen mit der Eisenbahndirektion betr. den Anschluß des Bahnhofs an Gas und Wasser scheiterte an dem mangelnden Entgegenkommen derselben. Die Bahn wollte weder eine Beihilfe zur Rohrlegung geben, noch sich für eine gewisse Zeit binden. Die Drainage auf dem Acker des "Weißen Giebels" wird bis an den Fuß des Kanonberges, Richtung Oberlangendorf (sog. Totenweg) erweitert.

1917. - Vom Kriegsgeschehen wäre besonders hervorzuheben das Friedensangebot des Kaisers, das von der Entente mit Hohn zurückgewiesen wurde und die Revolution in Rußland. In den konservativen Kreisen war man noch zu kompromißlosem Durchhalten bereit, während die Menge des Volkes ihre Kriegsverdrossenheit und den Wunsch: "Frieden um jeden Preis" kaum mehr verbarg. Gegen diese Stimmung kam keine vernünftige Belehrung auf, zumal sie wenig geübt wurde.
Lebensmittel und Bedarfsartikel werden immer spärlicher und teurer. Die bäuerlichen Wirtschaften müssen sich infolge zu knapper Lieferungen Durchsuchungen durch Militärkommandos unterwerfen. Doch haben diese Maßnahmen die Ablieferungen nicht wesentlich erhöht, sondern die Regierung bloß verhaßt gemacht. Fleisch darf nur in wenigen Läden an einem Tag der Woche verkauft werden.
Wegen zu befürchtenden Kartoffelmangels wird die Abschlachtung der Hausschweine befohlen, die natürlich wieder späteren Fleischmangel im Gefolge hatte. Die umständliche Milch- und Butterordnung läßt diese Ware bald gänzlich verschwinden, zumal das Schieberunwesen immer mehr um sich greift. Auch Mangel an Brennstoffen tritt ein. Deshalb werden Ortskohlenstellen eingerichtet, die Bedarf und Belieferung der Haushalte festsetzen. Dem hohen Gasverbrauch wird durch Sperrstunden vorgebeugt. Tisch- und Mundtücher in Gastwirtschaften wurden verboten, vorhandene beschlagnahmt. Kirchenglocken und zinnerne Orgelpfeifen werden beschlagnahmt. Bei uns wurden nur die Glocken der ev. Kirche, vielleicht etwas überhastet - und auch die Orgelpfeifen abgeliefert. Die Glocken erlangten wir später wieder, die Pfeifen nicht. Die kath. Kirche, wie immer klug und abwartend, hat nichts von den beschlagnahmten Gegenständen abzuliefern brauchen. In Breslau ist sogar die berühmte Glocke des Elisabethturmes abgegeben worden.
Wer ein Hausschwein schlachtete mußte einen bestimmten Anteil von Fleisch und Speck zur sog.
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Kempener Straße um 1906
"Hindenburgspende" für Munitionsarbeiter abgeben. In der Sommerzeit wurden die Uhren eine Stunde vorgestellt. Die Musterungen der Männer und Pferde dauern an. Alle brauchbaren Spazier- und Lastschlitten werden beschlagnahmt und neue feste Schlitten bei den Stellmachern bestellt.

1918. - Es brachte nach vielen Schwierigkeiten am 3. März den Frieden mit Rußland und am 7. Mai denselben mit Rumänien. An der Westfront erweckte die Frühjahrsoffensive zunächst neue Hoffnungen, doch bald machte sich die drückende überlegenheit der Feinde an Menschen und Material bemerkbar. Mitte Juli trat die Wende ein. Schritt um Schritt werden wir unter großen Verlusten zurückgedrängt. Im September machen österreich und Bulgarien hinter unserm Rücken dem Feind Friedensangebote. Am 6. Oktober erbitten wir vom amerikanischen Präsidenten auf Grund seiner 14 Punkte die Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen. Die Bedingungen wurden
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Groß Wartenberg, Ring mit Blick in die Hindenburgstraße
in Compiegne diktiert und unterzeichnet. Ab 9.November, mittags 12Uhr, ruhten die Waffen. Am 3. November bricht unter den Matrosen in Kiel, am 7. November in München und am 9. November in Berlin die Revolution aus. Der Kaiser dankt ab. Arbeiter und Soldatenräte ergreifen die Regierung. Und wie war es in Groß Wartenberg?
Eine Anzahl beurlaubter Soldaten und Deserteure gründete am 15. November einen Soldatenrat, angeblich zum Schutze der Stadt. Es waren meist junge Leute, die, nachdem sie von Breslau einen Kraftwagen und 50 Gewehre nebst Munition erhalten hatten, die Gegend unsicher machten. Nebenbei spielten Wirtshaus und Liebe die Hauptrolle.
Doch die Herrlichkeit dauerte nicht lange. Der Zentralrat in Breslau löste unsern "wilden" Soldatenrat auf, der neu organisiert wurde. Der Ende Nov. gegründete Volksrat fungierte bis zur Wahl der Nationalversammlung. Bei der Volksratswahl ging es sehr lebhaft zu. Ein vom Soldatenrat aus Breslau herbeigerufener Redner wollte uns einleitend darüber belehren, wer die Schuld am Kriege habe. Das waren der Kaiser und die Junker, die er mit nicht salonfähigen Redensarten bedachte. Der Soldatenrat johlte Beifall, die Mehrheit hüllte sich in Schweigen. Als nun aber der Wahlakt begann und die ersten Kandidaten vorgeschlagen wurden, erhob sich der ganze Soldatenrat und erhob brüllend Einspruch. Da sprang der Prinzliche Oberförster Schaller unter die Gesellschaft und scheuchte sie auf ihre Plätze. Das wäre wohl nicht gelungen, wenn nicht stürmische Zurufe aus der Versammlung erfolgt wären. Nun erhob sich wieder der Breslauer Redner und erklärte, daß hier ganz falsch gewählt würde. Er erfuhr aber durch den Fürstbischöflichen Kommissar Hahn eine so scharfe Abfuhr, daß er kein Wort mehr zu erwidern wagte. Die Worte Hahns, daß uns Wartenbergern das Breslauer Verfahren gar nicht vorbildlich sei, sondern daß wir mangels gesetzlicher Vorschriften die Wahl nach eigenem Gutdünken durchzuführen gedächten, erweckte allgemeinen dröhnenden Beifall. So ging von da ab die Wahl der 28 Volksratsmitglieder glatt vonstatten. Der Volksrat hat sich dann in der Hauptsache mit der Verhinderung von Lebensmittelschiebungen beschäftigt. Am 3. Dezember konstituierte sich noch ein Bauernrat und zu dessen Vorsitzenden wurde Hauptlehrer Flegel aus Mangschütz ernannt. Eine Anzahl Beamter schlossen sich zu einer Vereinigung zusammen, um ihre Interessen im neuen Staat zu vertreten.
Die Wahlvorbereitungen für die Verfassunggebende Nationalversammlung, die Preußische Landesversammlung und die Stadtverordnetenwahlen, die alle schon im Januar 1919 stattfanden, mußten äußerst beschleunigt werden. In den vielen Wahlversammlungen ging es meist wenig vornehm und ruhig zu.

Am 15. Dezember bricht das von uns geschaffene Polen die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab. In den darauf folgenden Kämpfen verloren wir die Provinz Posen und Teile Schlesiens an Polen, das hauptsächlich von Frankreich unterstützt wurde. Es war der Dank für die Aufrichtung des polnischen Staates durch uns. Der monatliche Höchstverbrauch an Gas wird wegen Kohlenmangels auf 15 cbm für eine dreiflammige und 20 cbm für eine fünfflammige Gasuhr festgesetzt. Mehrverbrauch kostet Strafgeld. Darob viel Zänkerei zwischen Magistrat und den Gasabnehmern. Prinz Biron von Curland schenkt der Einwohnerschaft von Groß Wartenberg und Umgebung Brennholz für die Armen im Werte von 40 000 Mark und ermäßigt bedeutend den Brennholzkostentarif seiner Forsten. Zur freiw. Feuerwehr waren nun auch, da die Männer im Felde waren alle tauglichen 16- bis 18jährigen Jünglinge herangezogen worden. Sie waren sehr diensteifrig und erschienen pünktlich zu den übungen. Es fanden 1918 12 übungen statt. Ein Dachbodenbrand bei Hermann Hilse in der Bahnhofstraße wurde durch Hausbewohner und einige Feuerwehrleute rasch gelöscht. An einer Führerübung des Feuerwehrkreises Oels nahmen der Feuerwehrvorsitzende Bürgermeister Eisenmänger und der stellv. Brandmeister Tischlermeister Max Seivert teil. Letzterer leitete eine auf der Breslauer Straße zu Oels veranstaltete Angriffsübung mit viel Geschick und erntete die Anerkennung des Revisors aus Schweidnitz.
Wir pflasterten die Wallgasse von der Kath. Kirche (Pfarrgasse) bis einschl. des Johannisplatzes um und besserten das Pflaster der Wilhelmstraße aus.

Es sollen hier noch die für unsere Stadt wichtigen Begebenheiten der Jahre 1919/1920 aufgezeichnet werden, soweit sie mit dem Kriege zusammenhängen. Am 9. Januar 1919 erhält Groß Wartenberg Besatzung durch die Grenzschutzabteilungen des Hauptmanns Kühme und des Rittmeisters Neumann. (Infanterie und Ulanen). Auch einige Matrosen waren der Truppe zugeteilt. - Polnisches Militär hatte bald nach Abschluß des Waffenstillstands mit der Besetzung der Provinz Posen begonnen. Unsere Regierung ließ dies ruhig geschehen. Das Detachement Kühme glaubte, auch die Besetzung der Kreise Kempen und Schildberg verhindern zu müssen, (obwohl dieselben zur Provinz Posen gehörten) und trat bei Ligota vorstoßenden Polen mit Waffengewalt entgegen. Es entwickelten sich Kämpfe, die auch auf unserer Seite Opfer forderten. Wir beerdigten auf unserem Friedhof einen Leutnant und drei Mann, die bei den Kämpfen um Ligota gefallen waren. Ein auf polnischer Seite gefallener Bauer wurde auch hier begraben, aber von seinem Sohne, einem ehem. preuß. Unteroffizier, nach Ligota zurückgeholt. Die Gräber der Gefallenen wurden mit Holzkreuzen geschmückt. Auf Tafeln sind die Namen und der Todestag verzeichnet.
Der Pfarrer Ruda aus Märzdorf wurde der Spionage für Polen verdächtigt und von Grenzschutzsoldaten verhaftet und sollte nach Mangschütz transportiert werden. Unterwegs soll er einen Fluchtversuch unternommen haben und wurde von einem Soldaten erschossen. Die Ansichten der bei der Leichenöffnung tätigen ärzte wichen, voneinander ab (Dr. Furch wollte außer der Schuß- noch eine Stichverletzung festgestellt haben). Die Untersuchung zog sich jahrelang hin. Eine sehr schwere Straftat blieb unaufgeklärt. Der Eigentümer des hies. Wasser- und Dampfmühle Kaufmann Markus Müller aus Ostrowo, der hier wegen öfterer Vergehen in nicht grade gutem Ansehen stand, war eines nachts von Adelnau über die polnische Grenze in den Kreis Groß Wartenberg gekommen. Er hatte sich in der Hummelmühle, die auch sein Eigentum war, einlogiert. Der Matrose Deutsch verhaftete ihn dort wegen Grenzüberschreitung, gleichzeitig zwei Söhne des
Abb. 22
Groß Wartenberg: Die sogenannte "Kleine Straße"
Hummelmüllers Urbanski, die Schweine geschoben haben sollten. Er transportierte die drei in Richtung der Stadt. In Kammerau änderte er die Richtung auf Mangschütz zu. In der Nähe des Stadtwaldes soll Markus Müller einen Fluchtversuch unternommen haben und Deutsch hat nach mehrmaligem Zuruf geschossen und ihn in den Kopf getroffen. Er hat, damit ihm die beiden Urbanskis nicht entliefen, sich nicht um die Leiche gekümmert. Der tote Müller ist aber spurlos verschwunden und bis heutigen Tags nicht gefunden worden.

Der Kühme'sche Grenzschutz konnte sich die Zuneigung der Bevölkerung nicht erwerben, er war mehr Plage als Schutz. Nachdem die Truppe von hier versetzt worden war, wurde sie durch die Gruppe "Nord" abgelöst. Sie bestand aus den Resten der ehem. 7. (württ.) Kav.-Div.: 4. Ulanen, 5. Kürassiere, 1. Gard. Feld-Artl. 22. Inf. R. unter Führung von Major von Zitzewitz. Seine erste Handlung war die Verhängung des Belagerungszustandes. Das geschah am 6. Mai 1919. Groß war das Mißtrauen, daß diese Truppenführer hatten, sie glaubten sich offenbar von lauter polnischen Spionen umgeben, daher diese schroffen Maßnahmen.
Auch Grenadiere des ehem. 7. Gren. Regts. (Königsgrenadiere) mit ihrer guten Musikkapelle unter Markscheffel waren hier einquartiert. Ihre Ringkonzerte waren sehr beliebt. Wir hören von Mielencin und Märzdorf her öfters starkes Geschützfeuer und sehen nachts Leuchtkugeln aufsteigen. Wollen die Polen, die diese Orte besetzt haben uns schrecken?

Nach den 7ern rücken 154er, nach diesen der Grenzschutz Görlitz, der sich in München im Kampf gegen die Kommunisten bewährt hat, hier ein. Später kamen 19er, nachher ein Trupp Reichswehr und endlich die grün-uniformierte Sicherheits- oder Schutzpolizei, die nicht als Militär, sondern als Polizei gilt.
Am 1. Februar 1919 veranstaltete die Stadt im Anders'schen Saale (Konzerthaus am Wall) eine Begrüßungsfeier für die zurückgekehrten Kriegsteilnehmer. Der Saal war gedrängt voll, die Bühne mußte zu Hilfe genommen werden. Landrat, Magistrat und die Stadtverordneten waren anwesend. Die Festvorbereitungen, Ausschmückung des Saales, Beschaffung des Abendbrots und der Getränke, Besorgung der Militärkapelle usw. waren nicht ganz einfach. Die Begrüßungsrede hielt der Bürgermeister, derselbe verlas auch das Verzeichnis der Namen der Gefallenen, Vermißten und Gefangenen zum ehrenden Gedächtnis. Andere Redner folgten. Im allgemeinen herrschte eine recht elegische Stimmung, nicht nur im Angedenken an den traurigen Ausgang des Krieges und die Kriegsopfer, sondern in dem Gefühle, daß wir Beisammensitzenden, die wir früher bei Vereinsfesten so traulich miteinander verkehrt hatten und nun durch Parteisucht, ja Parteihaß innerlich geschieden ein Wiedersehen feiern mußten. Die Kosten der Begrüßungsfeier mit 1971,70 M, wurden durch Sammlungen, Geschenke, der Rest durch die Stadtkasse gedeckt.
Am 5. April 1919 hielt der bisherige Kreistag seine letzte Sitzung ab. Der Landrat Detlev von Reinersdorff entließ die Mitglieder mit bewegten Abschiedsworten.
Der 1. Mai 1919 wurde als 1. Reichsfeiertag begangen. Am 16. Mai tagte die erste Stadtverordnetenversammlung nach der Neuwahl: 13 bürgerliche und 5 sozialdemokratische Mitglieder. Bereits Anfang Mai 1919 war die unerwartete, niederschmetternde Nachricht eingegangen, daß die Polen auch Ansprüche auf Landgebiete von Schlesien erhoben. Es fanden infolgedessen überall auch hier am 11. Mai und 1. Juni Protestversammlungen und Umzüge statt, die nicht bloß den polnischen Gelüsten, sondern im allgemeinen den grausamen Friedens- bzw. Waffenstillstandsbedingungen galten. Was aber sollte unser Gewinsel helfen? Mit Reden, Singen und Umherziehen mit Fahnen holen wir keinen Hund hinterm Ofen hervor. Anfang Juli erfahren wir, daß fast die Hälfte des Kreises Groß Wartenberg, in unserer Nähe alles Land nördlich und östlich von Rippin ab über Fruschof, Schreibersdorf, Großkosel und südwestlich von Schleise ab an Polen fallen soll. Am 3. Juli erschienen eine große Menge Einwohner von Schleise und Kunzendorf in unserer Stadt, zogen vors Rathaus und forderten vom Bürgermeister Bescheid "wer sie an Polen verraten und verkauft habe". Der Bürgermeister erklärte, daß er an Verrat nicht glaube, daß vielmehr die Polen unsern Feinden die Abtretung abgetrotzt hätten. Hierauf zog die Menge zum Landratsamt. Es gelang dem Landrat durch seine sehr bestimmte Anrede und der Schilderung seiner Erlebnisse in Berlin, wohin er gereist sei, um die Rettung der abzutretenden Gebiete zu versuchen, einigermaßen zu beruhigen.
Abb. 23
Turm der kath. Stadtpfarrkirche


Es wurden im ganzen 9 Kriegsanleihen aufgelegt, dazu wurden in unserm armen Städtel immerhin 2.766.100 Mark gezeichnet und zwar von der Einwohnerschaft 1.335.900 Mark, von der Sparkasse 1.371.700 Mark, von der Stadtkasse 58.500 Mark. Im Felde wurden 9.100 Mark gezeichnet.

Das kirchliche Leben nahm zu Beginn des Krieges einen starken Aufschwung, ließ jedoch bei der Länge des Krieges stark nach. Die Geistlichen hatten es übernommen, den Angehörigen der Gefallenen die vom Kaiser gestifteten Erinnerungsblätter mit Trostworten zu überreichen. Ehrentafeln für die Gefallenen sollen in den Kirchen zur Aufstellung gelangen und um stilles Gedenken im Gebet mahnen.

Auch die Schulen und damit die Kindererziehung waren die Leidtragenden des Krieges. Lehrermangel, Krankheiten, Kohlenmangel, später Belegung der Schulen durch Militär usw. ließen viele Unterrichtsstunden ausfallen. Dazu kamen die dauernden Sammelaufgaben, die von Lehrern und Kindern verlangt wurden. Das fing beim Gold und Alteisen an und endete bei Knochen, Teeersatz (Lindenblüten, Erdbeer- und Brombeerblättern und Brennesseln zur Nesseltuchbereitung. Aber auch Kirsch- und Pflaumenkerne und Bucheckern wurden zur ölgewinnung gesammelt.
Im Winter konnten viele Kinder nicht zur Schule kommen, da sie keine Schuhe hatten. "Klapperlatschen" und Sandalen mußten sie ersetzen und im Sommer gingen auch die "Bürgerkinder" barfuß. Auch Erwachsene versuchten es, mußten den Versuch jedoch mit einer starken Erkältung bezahlen. Am 5. Oktober 1914 verstarb der ehemalige Rektor der evangelischen Schule, Artur Boese. Hauptlehrer Schneider konnte am 13. Februar 1915 sein 25jähriges Dienstjubiläum begehen. -
Im November 1918 wird dem Hauptlehrer und Kantor Franzkowski vom Papst Benedikt XV. der Orden "Pro ecclesia et pontivice" verliehen. Dieser verdienstvolle Lehrer, ein geborener Wartenberger, mit allen Fasern mit unserer Stadt verwachsen, Verfasser der außerordentlich wertvollen Geschichte des Kreises Groß Wartenberg, der Standesherrschaft und der Stadt. Er durfte am 25. Juni 1919 sein 50jähriges Amtsjubiläum feiern, zu welchem ihm Behörden und Private die ihm gebührenden Glückwünsche und Ehrungen darbrachten. Er schied am 20. März 1920 aus dem Amte, nachdem er fast ein halbes Jahrhundert allein in der Stadt Groß Wartenberg, überhaupt aber 51 Jahre als Lehrer segensreich gewirkt hatte. Ein nimmermüder Fleiß zeichnete diesen Mann aus. In der Geschichte Groß Wartenbergs hat er sich ein dauerndes Denkmal gesetzt. Er zog zu seinem in Goschütz hiesigen Kreises als Pfarrer wirkenden Sohne Leo Franzkowski. Die von ihm verfaßte "Chronik der katholischen Stadtschule" war schon allein lesenswert wegen der ungemeinen Sauberkeit und Schönheit der Franzkowski'schen Handschrift, abgesehen vom Inhalt des Werkes.

Am 23. März 1920 tagte im Rathaussaal zu Groß Wartenberg die internationale Grenzregelungskommission, durch deren Entscheidung die schon vorgenannten Teile des Kreises Groß Wartenberg endgültig an Polen verlorengingen. Nur das Vorwerk Maliers und die Dörfer Schleise und Kunzendorf wurden aus Verkehrsgründen an Deutschland zurückgegeben.

Quellenangabe: Nach einer Bearbeitung der "Kriegschronik der Grenz- und Kreisstadt Groß Wartenberg" von Theodor Eisenmänger, von Albert Hentschel im "Groß Wartenberger Heimatblatt" Jg. 6, 1963, und Jg. 7, 1964, in Fortsetzungen erschienen.

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