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Der Superintendenturbezirk (Diözese) Groß Wartenberg

A. Seit Einführung des Protestantismus bis zu der gemäß Art. V § 39 des Westrälischen Friedensschusses erfolgten Rückgabe der Kirchen für den katholischen Kult (C.1550-1654).
Wenn es bisher nicht möglich war, wohl auch kaum jemals möglich sein wird, mit voller Gewißheit den Zeitpunkt anzugeben, wann die durch Luther hervorgerufene Glaubensneuerung in unserer Gegend, insbesondere in der Standesherrschaft Wartenberg zur Einführung gelangte, so sind wir unter Berücksichtigung der Umstände doch in der Lage, denselben mindestens annähernd richtig bezeichnen zu können.
Gegen den von der katholischen Kirche abgefallenen Freiherrn Joachim von Maltzan werden seitens der katholischen Geistlichkeit seit 1549 beständig Klagen geführt und er selbst wieder beklagt sich unterm 16. März 1550 in einem Schreiben an die Herzoge Barnim und Philipp von Pommern, wie ihm "der evangelischen Religion halben genug Widerwärtigkeiten widerfahren." Wir können nicht annehmen, daß damals - also um 1550 schon - der kirchliche Umschwung geräuschlos auf einmal zustande kam, sind vielmehr der Überzeugung, daß es wohl harte religiöse Kämpfe wird gegeben haben. Ziehen wir in Betracht, wie infolge Verurteilung Maltzans, seiner Flucht, demnächstiger Einnahme und Besetzung Wartenbergs unter Führung des katholischen Kaiserlichen Rats und Hauptmanns Hans Freiherrn von Oppersdorff, der darauf geschehenen wiederholten Verpfändungen der Standesherrschaft immer neue Verwicklungen und Verwirrungen vieler Schwierigkeiten Joachim von Maltzans Sohn, Hans Bernhard von Maltzan, 1560 in den Alleinbesitz der Herrschaft gelangte und wegen seines Eifers in Förderung der evangelischen Sache sich seitens seiner Religionsgenossen den Ehrentitel eines "Cultor evangelii" erwarb, so dürfen wir mit gutem Grunde wohl das Jahr 1560 als dasjenige bezeichnen, um welches die Aufrichtung des neuen Kirchentums in der Standesherrschaft Wartenberg zur vollendeten Tatsache geworden ist und alle bisher katholischen Parochien mit ihren Kirchen - ausgenommen die von Goschütz - evangelisch geworden sind. Indem wir auf das verweisen, was bereits unter 1 im allgemeinen gesagt ist, wollen wir jetzt im besonderen noch dasjenige nachtragen, was wir über die einzelnen ev. Parochien berichten können.

1. Die Parochie Groß Wartenberg
Seit Einführung des Protestantismus bestanden hier zwei getrennte Kirchengemeinden, eine deutsche und eine polnische, jede mit ihrer eigenen Kirche, ihrem eigenen Seelsorger und ihren eigenen Gottesdiensten. Die Haupt- und Pfarrkirche zu St. Peter und Paul war die deutsche, die Kirche zu St. Michael die polnische Kirche. Die deutsche Gemeinde pastorierte der erste Prediger, welcher zugleich das Amt eines Superintendenten bekleidete; die polnische der zweite Prediger, anfänglich Ecclesiast oder Diakon, später polnischer Pastor genannt. Der Schulrektor war Mittagsprediger.
Das Einkommen der Geistlichen scheint nicht sonderlich günstig gewesen zu sein, da ihnen bekanntlich die Pfarrwidmut entzogen war; jeder der beiden Pastoren hatte aber seinen eigenen Pfarrhof, jeder erhielt Dezem, jeder bezog "ein Gewisses" aus der Stadtkasse und jeder zog seine Akzidenzien. Ihre Berufung bezw. Anstellung geschah durch den Standesherrn als Kirchenpatron bezw. Präsidenten des Standesherrlichen Konsistoriums nach vorangegangener "Verhör"-(Probe-)Predigt.
Die zunächst von Daniel Gomolcke und danach von Kurts und Königk aufgestellten Verzeichnisse der ersten evangelischen Geistlichen sind mangelhaft und chronologisch durchaus unrichtig. Aufgrund zuverlässigen Materials und sorgfältiger Prüfung kann ergänzend und berichtigend folgende Nachweisung gegeben morden.

a. Pastoren der deutschen Gemeinde

1. Georg Roth (bis 1564), jedenfalls der erste ordentliche lutherische Prediger in Wartenberg. Er war zu Namslau geboren, wurde im August 1563 zum Herzoglichen Hofprediger nach Brieg berufen, wohin er Ende Januar 1564 abging. Dort wurde ihm mit Thomas Tannholtzer die Verwaltung der Superintendentur übertragen. Da er sich aber mit seinem Amtsbruder nicht vertragen konnte, ward er 1566 nach Wohlau versetzt; doch blieb er auch dort nicht lange. Nachdem er zum Pastor seiner Vaterstadt erwählt worden war, starb er daselbst 1568 am 23. Mai.
2. Erasmus Winkler (1564-65), als der Sohn des Rektors Andreas Winkler bei St. Elisabeth in Breslau geboren, hatte er in Wittenberg studiert, wurde Pastor in Löwen bei Brieg, kam von dort hierher, ging aber schon im nächsten Jahre nach Danzig.
3. Johannes Sitsch (1566-76), geb. 1540 in Breslau, studierte in Leipzig und Wittenberg, ging von hier nach Militsch, von dort 1582 nach Hirschberg, wo er 1586 an der Pest starb.
4. Jakob Thilischer (1576-80), in Breslau 1529 geboren, war seit 1554 Pastor in Löwenberg, ging von Wartenberg nach Breslau, wo er 1587 starb.
5. Esaias Heydenreich (1580-92), geb. 5. April 1557 zu Schweidnitz, wo sein Vater Pastor war, studierte in Wittenberg, wurde schon Ende 1577 Schloßprediger beim Freiherrn von Promnitz zu Gorau N.-L. und Weihnachten 1578 Pastor zu Tribel. Freiherr Georg von Braun berief ihn 1580 zum deutschen Pastor nach Wartenberg, wo er am Feste Mariä Verkündigung (25. März) seine Antrittspredigt hielt und durch denselben Freiherrn am Donnerstage nach Pfingsten in Gegenwart der Pastoren der Wartenberger Diözese als Pastor und zugleich als Superintendent der Standesherrschaft installiert wurde. Seit dem 1. August desselben Jahres war er mit Martha, Tochter des Breslauer Bürgers Melchior Jessenski verheiratet. (Es wurden ihm hier in Wartenberg sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter, geboren.) Am 12. Juni 1590 promovierte er zum Doktor der Theologie in Frankfurt a. 0. Im September des folgenden Jahres ward er zum Pastor in Trachenberg berufen, wo er Ende desselben Jahres antrat, aber schon im Mai 1592 nach Löwenberg abging. Dort mit seiner Gemeinde zerfallen, kehrte er 1600 nach Trachenberg zurück, nahm 1604 das Pastorat in Grünberg an, ging 1617 zum zweitenmal nach Löwenberg, wo er am 26. Mai 1621 starb. Er wird als ein frühreifer, gelehrter Mann, aber großer Unruhegeist geschildert.
Vakanz von 1592-95.
6. Konrad Neige (Negius) von 1595-1617, geb. zu Namslau, von 1566-85 Diakon zu Pitschen, von da bis 1592 Diakon bei St. Bernhardin zu Breslau, dann bis 1595 Pastor zu Tauer bei Breslau, ein tiefgläubiger Mann und tüchtiger Kanzelredner. Er erreichte ein Alter von 77 Jahren und starb hierselbst am 29. August 1617.
7. Jeremias Schur - Siurus - ( 1617-25), ein geb. Wartenberger, war zuerst seit 1614 Diakon in Militsch, dann seit 1616 Pastor in Rudelsdorf, ging von Wartenberg nach Neudorf, wo er, von der Pest angesteckt, schon am 2. Juli 1625 im 32. Lebensjahre starb.
8. Paul George (1625-33), als Nachfolger des Schur noch im Januar 1633 erwähnt, starb wahrscheinlich an der Pest.
Von 1601 an, da die Pfarrkirche St. Peter und Paul dem katholischen Kult wieder zurückgegeben war, dienten die polnische Kirche St. Michael und die Vorstadtkirchen der deutschen evangelischen Gemeinde als gottesdienstliche Versammlungsstätten bis Ende 1633 nach Vetreibung des katholischen Pfarrers die Kirche St. Peter und Paul abermals, wenn auch nur auf kurze Zeit, in evangelische Hände kam und an ihr:
9. Kaspar Neuhold als deutscher Pastor angestellt wurde. Er war zu Münsterberg am 24. August 1603 geboren, folgte 1630 seinem Bruder Bartholomäus im Rektorat zu Bernstadt, wurde 1633 zum Pastor nach Briese, in demselben Jahre aber noch (nicht, wie Kurts sagt, am 25. März 1637 erst) nach Wartenberg berufen. Hier wirkte er bis Mitte Juni 1637. Sein ungestümer Fanatismus hatte ihn verhaßt gemacht und hat es wohl hauptsächlich verschuldet, daß der Standesherr und Kirchenpatron, Burggraf Max Ernst von Dohna, am vierten Tage nach dem furchtbaren Stadtbrande vom 10. Juni 1637, in welchem auch die Kirche St. Michael ein Raub der Flammen geworden war, die schon mitgeteilte Kundmachung erließ, laut welcher er den Wiederaufbau der Michaeliskirche und den evangelischen Predigern den Aufenthalt in der Stadt untersagte. Neuhold kam als Pastor nach Festenberg, hielt dort aber kein Jahr aus, ging 1638 als Diakon nach Bernstadt, wo er am 29. September 1655 starb.

b. Die Geistlichen der polnischen Gemeinde

1. Elias Opala, Sohn des ersten lutherischen Pastors Albert Opala zu Pitschen, auf dem mütterlichen Gute Ulrichsdorf im Saganschen d. 18. November 1534 geb., studierte in Wittenberg und Jena, wo er Magister wurde, gilt als der erste Geistliche (Ecclesiast) der hiesigen evangelischen polnischen Gemeinde, die er bis 1592 pastorierte. Auf dem seinem Vater in der Pfarrkirche zu Pitschen gesetzten, noch heut erhaltenen Epitaph nennt er sich "Ecclesiastes Warternbergensis." 1592 überkam er das Diakonat in Pitschen und Pastorat zu Polanowitz. Er starb zu Breslau am 2. November 1624.
2. Daniel Milich (1592-1603) Sohn des Burggräflichen Hofschneidermeisters Johann Milich und dessen Ehefrau Margareta geb. Winkler (Tochter des Pastors Erasmus Winkler), vorher Schulrektor und Mittagsprediger hierselbst, versah einstweilig bis 1595 auch das deutsche Pastorat, ging 1603 als Pfarrer nach Reesewitz und 1607 als Pastor und Senior nach Medzibor.
3. Adam Bockwitz, auch Bachwitz, (1603-13) wird 7. März 1613 als hier verstorben erwähnt.
4. Matthias Butschky (1613-18) zu Eckersdorf bei Namslau, wo sein Vater Pastor war, geboren, studierte in Wittenberg und Jena, ging 1618 als Pastor nach Domslau bei Breslau, wo er 1637 starb.
5. Christopf Süßenbach (1618-20) in Pitscheu geboren, studierte zu Frankfurt und Wittenberg, zuerst Konrektor in Namslau, ging Neujahr 1620 als Pastor in seine Vaterstadt, wo er am 9. Juni 1631 starb. Er war ein sehr frommer Mann und sollen ihm "nach dem Zeugnisse vieler Pitschener" die Engel in seinen Todesnöten gesungen haben.
6. Matthias Crocius - nicht Soitius, wie Kurts Seite 45 schreibt, - (1620-33) starb an der Pest.
7. Adam Victor (1633-37) in Pitschen geboren, lebte als "von Domsel und Mechau ausgewiesener Pastor" seit 1629 bei seinem Schwager, dem Pastor Melchior Smolius, in Reesewitz, wurde von dort aus im Herbst 1633 zum polnischen Pastor nach Wartenberg berufen, das er 1637 verlassen mußte. Die evangelische Gemeinde hatte nun kein eigenes Gotteshaus; es war gleichwohl den Evangelischen der Besuch der Landkirchen gestattet und so finden wir denn, wie sie sich zu den benachbarten, damals noch evangelischen Pfarrkirchen hielten. Als aber 1654 gemäß Art. V § 39 des Westfälischen Friedensschlusses die in evangelischen Händen befindlichen Landkirchen der Standesherrschaft dem katholischen Kult zurückgegeben werden mußten, hörte diese Vergünstigung auf und es trat der sogenannte Parochalnexus in Kraft, d. h. die Protestanten waren rechtlich dem katholischen Pfarrer ebenso verbunden, wie seine katholischen Parochianen. Diesen Zustand werden die Evangelischen gewiß als eine harte, recht drückende Last empfunden haben; es stand ihnen indes immer noch frei, ihre religiösen Bedürfnisse außerhalb des standesherrlichen Gebietes zu befriedigen. Daß die Evangelischen Wartenbergs zum Abfall von ihrem Glauben und zum Übertritt zur katholischen Kirche gezwungen worden wären, kann niemand beweisen und wird am besten durch die Tatsache widerlegt, daß die hiesige evangelische Gemeinde sich auch in dieser schweren Zeit kräftig erhalten hat. Übertritte zum Katholizismus kamen allerdings vor, sie geschahen aber aus freiem Antrieb.

Die evangelische Stadtschule
Bei Einführung der Reformation wurde natürlich auch die bisherige katholische Stadtpfarrschule in eine evangelische umgewandelt. Ihre Einrichtung blieb dieselbe. Wie vorher an der katholischen, so wirkten nun auch an der evangelischen Stadtschule drei Lehrer, welche zugleich Kirchenämter bekleideten: der Rektor als Mittagsprediger, der zweite Lehrer als Kantor, der dritte Lehrer als Organist. - Von den Rektoren sind dem Namen nach bekannt: Johannes Phyretis; Andreas Molitor, ein Rosenberger, hierher berufen 1585; Daniel Milich, ein Wartenberger, bis 1592, wurde polnischer Pastor; Wolfgang Eibenius aus Pirna, ging nach Bernstadt; Kaspar Döring aus Münsterberg, mußte 1637 die Stadt verlassen. Von den zweiten Lehrern (Kantoren) ist bis 1637 dem Namen nach bekannt nur Johann Hafer; von den dritten Lehrern (Organisten) nur Elias Nentwig (seit 1619), welche beide 1637 ihre Stelle aufgeben mußten. Die evangelischen Kinder besuchten von nun ab bis 1736 die katholische Pfarrschule.
Von den übrigen Parochien der Standesherrschaft Wartenberg läßt sich aus der Zeit seit Einführung der Reformation bis zur Rückgewähr der Kirchen für den katholischen Kult (1654) im besonderen eigentlich sehr wenig sagen. Das Wichtigste ist schon eingangs und bei der Geschichte des Archipresbyterats hervorgehoben, worauf hier verwiesen wird. Wir führen deshalb nur die einzelnen Parochien an und tragen nach, was noch erwähnenswert erscheint.
2. Bralin. Von den evangelischen Pfarrern ist keiner dem Namen nach bekannt geworden.
3. Dalbersdorf hat in der Reformationszeit als Parochie seine Selbständigkeit verloren und ist sicher infolge des Abraham von Dohna'schen Religionsprivilegs vom Sonntag Sexagesima 1593 nach Reesewitz geschlagen worden, als dessen Filiale es 1622 in Erscheinung tritt.
4. Distelwitz bewahrte bis 1654 seine Selbständigkeit. Den Besitzern der Güter Distelwitz und Elgut stand das Patronat zu. Nach einem Urbar von 1597 war die Grundherrschaft u. a. verpflichtet, dem Pfarrer drei Tage zu eggen. Als Johannis desselben Jahres die Güter an David von Borschnitz auf Stampen verpachtet wurden, erhielt dieser das Recht zugesichert "do ihm der Pfarr nicht gefellig, einen anderen seines Gefallens aufzunehmen". Von den Pastoren sind dem Namen nach bekannt geworden: Suatomir Meiß, welcher am 2. April 1566 zu Brieg durch den Superintendenten Tannholtzer zum Pastor von Distelwitz und Elgut ordiniert wurde; Johann Tragus, † 23. August 1624; Johann Scultetus, † 7. Juni 1626; Gottfried Elmstetter, wird 1647 als Pfarrer von Distelwitz genannt.
5. Domsel-Mechau. Von den Pastoren sind bekannt: Adam Victor (bis 1629), Bartholomäus Grabius (1633-51) und Zacharias Süßenbach (1651-54).
6. Goschütz. Die bisherige kath. Pfarrei kam erst 1633 in evangelische Hände. 1637 hatte Goschütz schon wieder einen katholischen Pfarrer.
7. Groß-Cosel. (Siehe die Geschichte des Archipresbyterats!)
8. Mangschütz-Märzdorf. Letzteres ist wahrscheinlich erst nach 1593 mit Mangschütz vereinigt worden. Das Patronat über die Mangschützer Pfarrkirche stand den Besitzern von Mangschütz und Schreibersdorf zu. Als evangelischer Pfarrer von Mangschütz ist nur Adam Kronski (zwischen 1613 und 1629) bekannt.
9. Neudorf (Fürstlich) hatte bis 1629 seinen Ortspfarrer, wurde nun mit Trembatschau vereinigt. Von seinen evangelischen Pfarrern ist nur Jeremias Schur bekannt. (1625).
10. Ottendorf bzw. Otto Langendorf hat in der Reformationszeit seine Selbständigkeit (vermutlich 1580) verloren und ist nach Wartenberg eingepfarrt worden. Groß Woitsdorf, bisher nach Ottendorf gehörig, löste sich 1593 los und schlug sich nach Schollendorf.
11. Rudelsdorf. Pastoren waren: Johann Waltsgott (1602-1605) Jeremias Schur (1616-17); Balthasar Nierowny bis 1643. Als unter ihm 1640 die Schweden in Rudelsdorf einfielen, brannten sie den Pfarrhof ab. Sein Nachfolger war Adam Albing (Albinus) von 1643-45, da er nach Simmenau ging; Zacharias Süßenbach bis 1651; Georg Rupilius mußte 1654 die Pfarrei verlassen.
12. Schlaupe, wohin Baldowitz eingepfarrt war, verlor seine Selbständigkeit und wurde Filia von Türkwitz.
13. Schleise. Siehe die Geschichte des Archipresbyterats!
14. Schollendorf-Ober Stradam. Diese beiden Parochien wurden in der Reformationszeit unter einem Pfarrer vereinigt, der abwechselnd zu Schollendorf und Stradam wohnte. Dem Namen nach sind bekannt die Pastoren: Theophil Godurrius bis 1626; Andreas Rupilius bis 1629; Esaias Wochius (nicht Worstus, wie Gomolcke ihn nennt) (1633-47), hatte viele Widerwärtigkeiten mit seinem Gutsherrn durchzufechten. Adam Albing (siehe Rudelsdorf!) von 1647-54, da er die Pfarrei verlassen mußte.
15. Schönwald hatte bis 1633 seinen eigenen Pfarrer. Bekannt ist nur Martin Fabricius, dessen Gattin, Hedwig Bolz, am 31. Januar 1605 im Beistande ihres Ehemannes, "des Wirdigen, Wolgelarten Martini Fabricii, anizo Pfarrers zue Schönwaldaw in der Herrschaft Wartenberg" vor dem Fürstlichen Landeshauptmann zu Liegnitz auf ihre Ansprüche an dem Burghofe zu Kotz Verzicht leistet. 1633 wurde Schönwald mit Rudelsdorf vereinigt.
16. Steine. (Siehe die Geschichte des Archipresbyterats!) Evangelische Pfarrer waren: Christoph Adam von 1613-16, ging nach Festenberg; Valentin Scultetus bis 1621; N. N. bis 1629; Johann Tschirbock, ein Wartenberger, von 1633-48, ging nach Groß Graben; Blasius Schlipalius von 1648-54, da er die Pfarrei verlassen mußte.
17. Nieder-Stradam. Unterm 17. Juni 1579 legieren die Gebrüder Kaspar, Valentin und Hans von Oderwolff auf Nieder Stradam der dortigen Kirche 14 schwere Mark. Das Kirchlehn (Patronat) stand der Gutsherrschaft zu, die über drei Rittersitze (Ober-, Mittel- und Niedervorwerk) verfügte. Von den evangelischen Pfarrern ist nur Christoph Grocius in der Zeit von 1624-28 bekannt. Er ist Ostern 1628 verstorben und wurde das Niederstradamer Pfarramt einstweilig vom Reesewitzer Pastor versehen. Von 1629 ab bis 1633 war die Pfarrei wieder mit einem katholischen Priester besetzt In den evangelischen Kirchenbüchern von Reesewitz findet sich zum Jahre 1634 folgende Notiz des dortigen Pastors Melchior Smolius:
"Den 1. Januaris bestattete ich zur Erden Junckers Kaspar von Dreßke und zu Nieder Stradamb sein verstorbenes zweijähriges Söhnlein... und ward die Kirche in Nieder Stradamb eröffnet, welche der Bäpstische Landeshauptmann Kaspar von Oderwolff hatte eingenomben, aber sampt dem Pfaffen flüchtig worden. Wollte aber die Bäpstische Kantzel noch zur Zeit nicht beschreiten, sondern vor dem Altar hielt ich einen Leichsermon... Es soll mir noch vom Begräbnis gezahlt werden, habe weder spolia noch einen Heller bekommen, haben sich auf vier Thaler mit mir verglichen."
Ferner: Den 5. Juni 1634 sind die Sächsischen nach Einräumung der Stadt Namslau auf Oels gezogen, das sie auch bald einbekommen. Sie zogen durch Reesewitz und haben überall geplündert... Vier Soldaten drangen in Nieder Stradam in die Kirche, hoben die Leichen aus, insonderheit die der Frau von Reibnitz, welche dort kürzlich eingesenkt worden und greulich gestunken und sie selber vor großem Gestank, als die den Sarg aufgemacht, davonlaufen müssen. Am 15. April 1635 (berichtet Smolius) sollte in der Kirche zu Nieder Stradam das Söhnlein des Gottfried von Stange und Wabnitz (das zu Nieder Stradam sich aufgehalten und verstorben) begraben werden; weil aber der Landeshauptmann Kaspar von Oderwolff einen evangelischen Geistlichen in seiner Kirche nicht zulassen wollen, wurde die Leiche nach Reesewitz gebracht und begraben.
18. Trembatschau. Die Pfarrkirche war bis 1596 und von 1633-37 protestantisch. Näheres nicht bekannt.
19. Tschermin. Siehe die Geschichte des Archipresbyterats.
20. Türkwitz. Siehe die Geschichte des Archipresbyterats. Von evangelischen Pfarrern sind nur bekannt: Martin Janke um 1590, dessen hinterlassene Witwe den Bauer Hans Jelen in Münchwitz und als dieser 1600 an der Pest starb, den Sohn des Ludwig aus Cojentschin heiratete. Pfarrer Zeyhalus (1612) dessen Sohn die Tochter des Sobagla aus Türkwitz ehelichte.

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