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10. Die Parochie Türkwitz
Die Pfarrkirche SS. Decem millia Martyrum ist eine der ältesten des Archipresbyterats und unter den schlesischen Kirchen - so weit bekannt - die einzige dieses Namens. Nach einer Urkunde vom 1. März 1373 war damals Ulmanus Pfarrer von Türkwitz. Kurts nennt uns in seinen "Denkwürdigkeiten" (S. 43) aus vorreformatorischer Zeit einen Pfarrer Markus von Türkwitz. Um 1560 wurde die Kirche lutherisch. Auffallend ist's, daß dieselbe noch in protestantischen Händen verblieb, als die übrigen Standesherrlichem Patronat stehenden Kirchen längst schon wieder katholisch waren. Erst um 1616 wurde sie dem katholischen Kult zurückgegeben und Albert Starzimski als Pfarrer berufen. Diesem folgte am 18. Mai 1630 Matthäus Sebel ein Wansener, welcher 1633, da die Kirche abermals protestantisch wurde, weichen mußte. Als Archidiakon Petrus Gebauer im Frühjahr 1638 die katholischen Kirchen der Standesherrschaft visitierte, war die Türkwitzer noch protestantisch. Sie ist höchstwahrscheinlich erst 1648 wieder katholisch geworden. Zum Pfarrer erhielt sie damals Albert Gabrielides. Kanonikus Walter, der 1651 Kirchenvisitation hielt, berichtet u. a., daß die Pfarrei zwei Hufen Acker, zwei Gärten und zwei kleine Fischteiche besitze und der Kirche eine Wiese gehöre, welche für jährlich drei Rtl. verpachtet sei. Pfarrer Johannes Franz Columbinus, ein geb. Rosenberger, am 6. Juli 1653 in Neisse zum Priester geweiht, demnächst zwei Jahre Kaplan in Wartenberg, unmittelbarer Nachfolger des Gabrielides, verwaltete die Pfarrei von 1655 bis zu seinem Tode, den 27. August 1692. Joh. Aloys Maris, ein Oppelner, ord. 1654, war Pfarrer in Türkwitz von 1692-1706. Thomas Felix, von 1706 bis zu seinem Tode, 2. Februar 1711. N. N. von 1711-18. Matthäus Thomas Mercator (Kupietz) ein Münchwitzer, ord. 1715, demnächst Kaplan in Myjomice, dann in Wartenberg, Pfarrer in Türkwitz von 1718-23. Friedrich Heisig, aus Neustadt geb., ord. 1719, demnächst Kaplan in Wartenberg, übernimmt die Pfarrei Türkwitz Neujahr 1723 und verwaltet dieselbe bis Ende 1730. - Ihm folgte Leopold von Przyßowski, (seit 1724 Kaplan in Wartenberg) Weihnachten 1730 bis zu seinem Tode 17. Januar 1736. Pfarrer Andreas Schur (Schura) von 1736-55, ein geb. Wartenberger, ord. 1731, Act. circ., scheint ein großer Hitzkopf gewesen zu sein, der sich in die neuen preußischen Verhältnisse durchaus nicht hineinfinden konnte. Wegen scharfer auf der Kanzel angesichts der Gemeinde ausgestoßener, die Person des Königs Friedrichs II. verletzender Ausdrücke angeklagt, wurde er gesänglich eingezogen und durch Allerhöchst bestätigtes Urteil seiner Pfründe für verlustigt, auch für unwürdig erklärt, ein anderes Amt in preußischen Landen zu verwalten. Erasmus Saychter, ordiniert 1751, Kaplan in Oltaschin, wurde 21. Oktober 1755 zum Pfarrer von Türkwitz berufen, nachdem er vorher schon während Schurs Gefangenschaft die Pfarrei verwaltet hatte. Er ging Ostern 1764 als Pfarrer nach Lublinitz. Paul Anton Moritz, (geb. zu Berthelsdorf a. Qu. 1737, ordiniert 1759, Kaplan in Wartenberg, dann Curatieadministrator in Oels) von 1764-71, ging nach Trembatschau. Johannes Meer aus Zülz, ordiniert 1765, bisher Kaplan in Wartenberg (1771-76) ging als Pfarrer nach Polom. Matthias Weiß aus Körnitz, ordiniert 1770, bisher Kaplan in Wartenberg, von 1776 bis 12. Oktober 1782, da er, erst 34 Jahre alt, starb. Thomas Ulitzka, in Deutsch-Rasselwitz 1752 geb., ordiniert 1776, von 1782 bis zu seinem Tode, 6. Juli 1817; war Act. circ. Unter ihm wurden 1796 die Pfarrgebäude ganz neu erbaut. Augustin Joh. Schiwig, geb. 1783, ordiniert 1810, Kaplan bei St. Matthias zu Breslau, erhielt das Benifizium. Unter ihm wurde 1822 die Pfarrkirche nebst Turm von grundaus neu massiv erbaut und am 10. November desselben Jahres benediziert. Schiwig ging Ende 1828 als Stadtpfarrer und Erzpriester nach Namslau. Emanuel Leidel, geb. Michelsdorf 1802, ordiniert 1828, Kaplan in Friedland, am 23. Januar 1829 zum Pfarrer von Türkwitz berufen, erfreute sich einer langen und gesegneten Wirksamkeit, war Act. circ., nach Erzpriester Kassankes Tode Archipresbyterats- und Schulinspektoratsverweser, nach Pietzkas Tode wirklicher Erzpriester feierte am 28. Mai 1878 sein 50jähriges Priesterjubiläum, bei welcher Gelegenheit er mit dem Titel "Geistlicher Rat" und Allerhöchst mit dem Kronenorden 3. Klasse ausgezeichnet wurde, (den Roten Adler-Orden 4. Klasse hatte er schon früher erhalten); zuletzt sehr hinfällig, starb er am 12. Mai 1881. Unter ihm erhielt Türkwitz, 1859, ein neues massives Pfarrhaus. In der Nacht vom 31. Juli zum 1. August 1862 wurde die Kirche beraubt, der Tabernakel erbrochen und das stark vergoldete Ciborium samt den heiligen Partikeln entwendet. 1871 wurde an der Südseite der Kirche eine neue Vorhalle erbaut. Wegen der kirchenpolitischen Wirren konnte nach Leidels Tode die Pfarrei nicht sofort besetzt werden. Soweit es möglich war, nahmen sich jedoch die benachbarten Geistlichen der verwaisten Parochianen hilfsbereit an, bis am 4. August 1883 der vom Bischof gesandte Hilfsseelsorger die Pastoration übernehmen konnte. Nachdem die gesetzlichen Hindernisse behoben waren, präsentierte Prinz Gustav Biron am 13. April 1886 zum Pfarrer den bisherigen Hilfsseelsorger Raimund Kenty, dessen feierlicher Investitur Hochderselbe persönlich beiwohnte. Der neue Pfarrer, 1845 zu Peiskretscham geb., 1870 ordiniert, fand hier ein schwieriges Arbeitsfeld, denn es gab verschiedenes zu bessern und zu ordnen. Dabei stieß er auf manche Widerwärtigkeiten. Zur Erinnerung an sein 25jähriges Priesterjubiläum, das die Gemeinde festlich beging, stiftete er das schöne steinerne Kirchhofskreuz. Als er am 28. Oktober 1906 Türkwitz verließ, um die Pfarrei Thurze bei Ratibor zu übernehmen, konnte er seinem Nachfolger alles in wohlgeordneter Verfassung übergeben. Leopold Nowak, (s.S. 266) als Pfarrer von Türkwitz investiert am 28. Oktober 1906. In der Zeit vom 23. Januar bis 2. Februar 1909 ließ er durch P. P. S. J. eine Volksmission halten, welche 1910 erneuert wurde.

Die Filialkirche St. Andreas zu Schlaupe
Ursprünglich Pfarrkirche. Unterm 22. Oktober 1285 fertigt Budiktus, Kaplan von Schlaupe für den Ritter Stephan von Schmollen eine Urkunde aus. In einer im Archipresbyteratsarchiv aufbewahrten Urkunde d. d. Rom 13. Oktober 1492 wird die dem Apostel Andreas geweihte Kirche ausdrücklich eine Pfarrkirche (parochialis ecclesia) genannt. Aus dieser Urkunde erhellt, daß die Kirche damals von dem Tscherminer Pfarrer Paul von Waldau, der zugleich das Schlauper Pfarrbenefizium inne hatte, einer vollständigen Reparatur, die einem Neubau gleichkam, unterzogen und am Feste des Apostels Andreas (30. November) geweiht worden ist. Das Kirchweihfest wird jetzt noch am letzten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Die zwei schönen Glocken stammen jedenfalls auch aus dem Jahre 1492. Die größere, 63 cm im Durchmesser, hat die Inschrift: "0 rex glorie veni nobis cum pace", die kleinere, 45 cm: "0 rex glorie veni cum pace. ave maria gr". Die Kirche ist ein kleiner niedriger Schrotholzbau auf einer Anhöhe am Nordende des Dorfes. Infolge der Glaubensspaltung des 16. Jahrhunderts machte die Kirche verschiedene Wandlungen durch, bis wir sie 1651 - baulich instandgesetzt - als Filia von Türkwitz finden. Die Pfarrwidmut wird 1666 als in einer halben Hube bestehend angegeben. Gottesdienst fand dort damals (wie heut noch) jeden drittem Sonntag statt. Am 30. Juni 1735 verkaufte Pfarrer Leopold von Przykowski mit Genehmigung der Geistlichen Behörde "den der Schlauper Kirche gehörigen, zu Schlaupe am Ende des Dorfes gelegenen kleinen Kirchengarten, so von Seiten des Menzelischen Gartens 96 1/4 Ellen, gegen den Dorfweg aber 86 Ellen lang ist und in der Breite 30 3/4 Ellen in sich hält" zu erb und eigen dem Bartholomäus Menzel, Freimann in Schlaupe für 10 Rtl. Der die Kirche umgebende Friedhof ist vonjeher für die Parochianen von Schlaupe und Baldowitz bestimmt. Wegen Raummangel ist seit Jahren schon eine Erweiterung des Kirchengebäudes zur Notwendigkeit geworden. 1911 kam dieselbe zur Ausführung.

Die ehemalige Filialkirche zu Tschermin
Sie war ursprünglich Pfarrkirche. Am 7. Juni 1284 tritt Johannes, plebanus de Cirmin, in einer Urkunde des Bischöflichen Offizials Lorenz von Breslau als Zeuge auf. Im Liber fund. Episc. (um 1305) heißt es C.S. XIV 73: "Item Mileczino (Mielentschin) tenet capellanus de Czirmino." Die Urkunde vom 14. Januar 1376 nennt in der sedes Warthinbergensis die Pfarrkirche Czyrmino. Für die Zeit von 1492 bis 1523 ist Paul von Waldau als Pfarrer von Tschermin urkundlich erwiesen. 1511 schloß er mit dem Besitzer von Mikorzyn, Vincenz Dzicki, bezw. mit den Parochianen von Kobylagora (jetzt Haideberg) einen Vergleich. Während die Kirche in protestantischen Händen war, verlor sie die Widmut, denn als sie 1654 wieder katholisch wurde, finden wir sie ohne dieselbe und als Filia von Türkwitz ohne Pfarrei und Schule. Sie war den Aposteln Simon und Juda geweiht, von Schrotholz erbaut und eine völlige Ruine mit einem armseligen Altar und einem gemauerten Tabernakel. Filialgottesdienst war monatlich einmal. Das Kirchweihfest wurde am Sonntag nach Simon und Juda gefeiert. Im Kirchturme hingen zwei Glocken; eine dritte war nach dem Dominialhofe genommen worden. Der Gutsherr war Patron. Eingepfarrt nach Tschermin war ehemals das schon jenseits der Grenze gelegene Mielentschin, dessen Besitzer es aber dem Pfarrverbande entzog, als er 1617 dort den Calvinismus einführte und ein calvinisches Bethaus errichtete. Die völlig vernachläßigte Tscherminer Kirche ist 1701 eingefallen, nur den Turm hat man erhalten; aber auch dieser ist 63 Jahre später verschwunden. In einem amtlichen, allerdings etwas konfusen Bericht vom Jahre 1758, der aber auf Grund vorstehender Angaben leicht zu korrigieren ist, heißt es wörtlich: "Es ist hier (in Tschermin) keine Kirche, nur ein Glockenturm mit Brettern bekleidet, worin drei Glocken hängen. Diese vormals gestandene Kirche haben die Evangelischen besessen. Da aber dieselbe weggenommen worden von den Röm. Katholiken, ist sie eingefallen und nicht mehr erbaut worden. Es ist eine Widmut vor den evangelischen Pfarrer gewesen. Wie aber die Kirche weggenommen, zum Vorwerk genommen worden; nun ist noch ein Garten von 3/4 Aussaat vor den Glöckner. Das Dorf gibt nichts, sondern Neujahr und Ostern nur Offertorio und jeder nach seinem Belieben. Alte Leute erinnern sich, daß die Kirche von Schrotholz erbaut gewesen. Das Dorf ist nach Türkwitz eingepfarrt".

Die Mater adjuncta zu Domsel
Die Urkunde vom 14. Januar 1376 nennt in der sedes Warthinbergensis die Pfarrkirche zu Domaslav. Sie hatte im 16. und 17. Jahrhundert gleiches Schicksal mit den übrigen Landkirchen der Standesherrschaft. 1654 dem katholischen Kult zurückgegeben, erhielt sie alsbald in Adalbert Gabrielowitz einen eigenen Pfarrer. Das Kirchengebäude war ein Holzbau unter dem Titel von St. Stanislaus, das Kirchweihfest wurde am Sonntag nach Michaelis gefeiert. Außer der Widmut in Domsel hatte der Pfarrer in den hierher eingepfarrten Perschau zwei Gärten. Nach Gabrielowitz († 1672) wurde Domsel durch den Türkwitzer Pfarrer Columbinus administriert. Nach dessen Tode war Joseph Malik Pfarrer von Domsel bis November 1706, worauf die Parochie wieder vom Türkwitzer Pfarrer versehen wurde, bis sie 1718 in Matthäus Franz Dlugosch (geb. Groß Strehlitz, ord. 1706) wieder ihren eigenen Pfarrer erhielt. Unter ihm wurde die Kirche neu gebaut und St. Aegidius geweiht. Auf Dlugosch, der nach Rudelsdorf ging, folgte im November 1723 der bisherige Fundatist von Grembanin, Ferdinand Xaver Klose, bis 1725; diesem Andreas Ladislaus Joseph Ryko (geb. Beuthen 0.S., ordiniert 1721). 1726 brannte der ganze Pfarrhof (Pfarrhaus, Scheuer, Gesindehaus) ab und wurde unter Konkurrenz sämtlicher Eingepfarrten wieder aufgebaut. Als Ryko am 2. März 1742 starb, wurde Domsel von Trembatschau aus versehen, bis am 1. Juli 1743 Pfarrer Georg Szczepanek (geb. Himmelwitz, ord. 1733) antrat. Er starb September 1749. Sein Nachfolger, der bisherige Kaplan in Reichtal, Franz von Holly, (1753 Act. circ.) verwaltete das Pfarramt von 1750-54; ging als Dekan nach Kempen. Anton Beck, Kaplan bei St. Mauritius in Breslau, erhielt am 20. Januar 1755 die Pfarrei. Er war zu Cosel 0.S. geb. und 1736 zum Priester geweiht. Als er Ostern 1756 nach Schollendorf ging, folgte ihm Andreas Franz Causa, (geb. Sohrau) bis 1758. Er war der letzte Pfarrer, welcher in Domsel wohnte. Seitdem ist Domsel zuerst von Trembatschau, dann von Türkwitz aus pastoriert worden. Zwar präsentierte der Kirchenpatron, Kgl. Kammerherr von Poser, am 1. September 1829, um die Integrität seines Patronatsrechtes zu wahren, den Pfarrer Gottschalk in Schmograu zum Pfarrer von Domsel, zog aber auf die Vorstellung der Geistlichen Behörde im Interesse seiner Domseler Untertanen die Präsentation zurück und verlieh das Benefizium dem Türkwitzer Pfarrer. 1842 ging Domsel und 1851 Perschau und damit zugleich das Kirchenpatronat von Domsel ins Eigentum der Standesherrschaft über, wodurch die Vereinigung der Domseler mit der Türkwitzer Kirche eine innigere geworden ist. - Unter Pfarrer Schiwig wurde die Domseler Kirche im Jahre 1820 massiv mit Schindelbedachung neu erbaut und am Sonntag nach St. Nikolai benediziert. 1822 erhielt sie eine neue Orgel. Der Kirchenpatron schenkte ihr in demselben Jahre ein Willmannsches Christusbild, welches er vom Universitätskurator Neumann in Breslau erkauft hatte. Am 9. Dezember 1843 warf ein Orkan den hölzernen Kirchturm um, ohne daß die Glocken zu Schaden kamen. Letztere wurden in einem Notglockenstuhl aufgehängt. 1860 erklärte sich der Bauer Karl Seiffert in Türkwitz bereit, aus Pietät gegen seine auf dem Domseler Kirchhofe begrabenen Eltern als Beitrag zum Bau eines massiven Turmes an der Domseler Kirche fünfhundert Taler zu schenken, auch sämtliche Schmiedearbeit einschließlich des erforderlichen Eisens gratis zu leisten, sowie den nötigen Kalk mit eigenem Gespann heranzuholen. Die Ausführung scheiterte am Widerspruch des Prinzen Calixt Biron.

Die Filialkirche zu Mechau
Die St. Nikolai Ep. geweihte Kirche soll - der Tradition nach - ehemals Pfarrkirche gewesen sein, was sich urkundlich aber nicht erweisen läßt, wiewohl verschiedene Umstände diese Annahme zulassen. So erteilten die Besitzer des Ritterguts Mechau als Patrone der dasigen Kirche im 17. und 18. Jahrhundert den Bewerbern um das Domseler Pfarrbenefizium bezüglich der Mechauer Kirche besondere Präsente; auch muß eine Pfarrwidmut vorhanden gewesen sein, wie denn ein nicht im Besitz der Kirche befindliches Grundstück immer noch als "Pfarrei" (fararstwo) bezeichnet wird. Die kirchliche Verbindung Mechaus mit Domsel scheint bei Einführung des Protestantismus geschehen zu sein, da in der Folgezeit die dortigen protestantischen Geistlichen auffallenderweise immer ausdrücklich als Pfarrer oder Pastoren "von Domsel und Mechau" genannt werden. -Bei der Kirchenreduktion 1654 bestand das Gotteshaus als Holzbau und machte einen sehr ärmlichen Eindruck. Der Pfarrer von Domsel hielt dort jeden dritten Sonntag Filialgottesdienst. Das Kirchweihfest war am Sonntag nach Martini. 1759 wird die Kirche als "im Grunde baufällig" erwähnt. Das Patronat beabsichtigte damals schon die Kassation. Die Kirche verfügte zu jener Zeit überein Kapitalvermögen von 66 Rtl. 27 Sgr. 3 Pf. Im Jahre 1772 erfolgte die Aufhebung der Kirche. Seitdem ist das Kirchweihfest der Mechauer Kirche mit Erlaubnis des Geistlichen Amtes in der Domseler Kirche gefeiert worden. Heut ist in Mechau noch Glockenturm und Kirchhof vorhanden.

Schulen in der Parochie Türkwitz
1. In Türkwitz. Alte Pfarrschule. Das Kirchschulgrundstück zwischen Kirche und Pfarrhof gelegen. Lehrer, zugleich Organisten u.: Thomas Sternal seit 1648; Paul Wanwitz seit 1677; Andreas Bogacz (Reich) von 1693-1735; Jakob Reich (1735-91); Karl Reich, bei dessen Amtsantritt ein neues Schulhaus gebaut wurde "mit einer geraumen, lichten Schulstube" (1791-1828); Franz Zielonkowski (1828-57); Valentin Hojenski (1857-94); Karl Brendel (1895-1900); Paul Gregor (1902-04); Heinrich Müller (1904-1910); Emanuel Arlt seit 1. Juli 1910.
1845 erhielt die Schule einen zweiten Lehrer. 1908/9 ist auf einem anderen, geeigneteren Platze, der Südfront der Kirche gegenüber, ein neues Schulhaus erbaut worden. Das bisherige Kirchschulgebäude ist 1910 zu einem recht praktisch eingerichteten Vereinshause umgebaut worden,
2. In Domsel bestand bis Ausgang des 18. Jahrhunderts eine Kirchschule. Im Jahre 1727, ebenso 1785 wurde unter Konkurrenz der drei eingepfarrten Dominien Domsel, Perschau und Mechau ein Neubau des Kirchschul- bezw. Küsterhauses ausgeführt. Von Kirchschullehrern und Organisten sind dem Namen nach bekannt: Adalbert Gura (1666) Laurentius Krowarz (1721). Gegenwärtig (1911) erhalten 33 katholische Schüler der Domseler evangelischen Schule den schulplanmäßigen katholischen Religionsunterricht durch einen Lehrer aus Fürstlich-Neudorf, in Perschau 67 katholische Schüler durch einen Lehrer aus Türkwitz, und in Mechau 26 katholische Schüler durch einen Lehrer aus Groß Cosel.
3. In Baldowitz war um die Mitte des 18. Jahrhunderts eine katholische Schule vorhanden. 1777 wird Balzer Molke, Schulmeister in Baldowitz, genannt. 1796 klagt Erzpriester Libor der Kgl. Domänenkammer, "daß in Baldowitz, wo das Standesherrliche Dominium das Schulhaus eingezogen habe, solches noch nicht zurückgegeben und das Lehrergehalt noch nicht ausgemittelt sei. Es gäbe dort 65 schulpflichtige Kinder." Erst 1802 kam es zur Wiedereinrichtung der Schule. Dieselbe wird gegenwärtig von 74 Kindern besucht.
4. Die Schule in Schlaupe ist 1827 errichtet worden. 1901 wurde ein neues Klassenhaus erbaut und das bisherige Schulhaus als Lehrerwohnhaus eingerichtet, 1902 ein zweiter Lehrer angestellt. Die Schule wird gegenwärtig von 146 Schülern besucht.
5. Die Schule in Gohle besteht seit 1858 und ist auf einem dem Fundationsärar der Türkwitzer Pfarrkirche gehörigen Grundstücke errichtet worden. Ein Neubau des Schulhauses soll 1912 zur Ausführung kommen. Die Schule besuchen gegenwärtig 75 Schüler.

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