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8. Die Parochie Schollendorf
Die Pfarrkirche ist eine sehr alte Gründung. Im Liber fundationis Episc. Vrat. aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts (1305) wird bemerkt, daß der ecclesia de Dobra (soll heißen Szczodra, Szczodrów = Schollendorf) aus der Kastelanei Radine zwölf Hufen von altersher zustehen. Die Urkunde vom 14. Januar 1376 nennt in der sedes Warthinbergensis die ecclesia Strodowicz (korumpiert für Szczodrow). Ein in der Kirche befindlicher Klappaltar trägt die Jahrzahl 1491.
Die in einem Balken im Inneren der Kirche eingeschnitzte (gegenwärtig noch sichtbare) Zahl 1585 läßt darauf schließen, daß das Gotteshaus damals neu erbaut wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert hatte die Kirche gleiches Schicksal mit den übrigen Kirchen der Standesherrschaft. Als sie am 3. März 1654 dem katholischen Kult wieder zurückgegeben wurde, finden wir sie unter dem Titel von Maria Heimsuchung; als Patrozinium wird aber St. Andreas (am ersten Adventsonntag) gefeiert. Sie war ganz aus Holz erbaut und von einer ruinenhaften Mauer umgeben. Im Turme hing eine einzige Glocke, eine zweite im Dachreiter, die dritte war defekt. Der Altar hatte 1666 keinen Tabernakel. Das Allerheiligste wurde in der einer gemeinen Spelunke zwar ähnlichen Sakristei in einem doch ehrwürdigen Behältnis sauber aufbewahrt. Die Kirche besaß dreißig Taler Kapitalvermögen. Dem Pfarrer gebührte "von altersher" außer der Widmut die freie Hutung von vier Stück Rindvieh und zwei Pferden, zwei Beete zu Rüben und zwei zu Lein auf gutsherrlichem Grunde, wie auch freies Brennholz aus den herrschaftlichen Forsten. Jeder Müller hatte zu Ostern eine Metze Weizenmehl Wartenberger Maßes abzugeben und der Scholze jährlich den gewöhnlichen Tischgroschen, wie auch die vier Offertoria zu rechter Zeit einzufordern und dem Pfarrer gegen Quittung zuzustellen. Der Kirchschullehrer hatte am Schulhause einen Garten und bezog neben anderen Emolumenten den dritten Teil der Accidentien. Dem Namen nach bekannt sind die Kirchschullehrer Thomas Witkowski (1677) und Michael Stiller, aus Tschirne geb., (1690,1721).
Nach der Kirchenreduktion von 1654 wurde die Pfarrei zuerst verwaltet von dem Priester Urban Johannes Brzezny bis 1662. Ihm folgte der Pfarrer Joachim Czech, ein geb. Rosenberger, welcher 1671 nach Frauenwaldau ging. Simon Sigismund Dominik, ein Reichtaler, bisher Pfarrer von Mangschütz, ordiniert 1666, von 1672-1707. Er hatte bald nach seinem Amtsantritte zu Schollendorf mustergültig einen Obstgarten angelegt, der ihm in der Folge einen jährlichen Ertrag von 100 Talern abwarf. Thomas Gregor Mercator (Kupietz) ein Münchwitzer, ordiniert 1702, von 1707-19. (Christophor Langer, Administrator von 1719-20). Cyprian Haveli, ein Ober Glogauer, ordiniert 1710, von 1720-33. Er war ein sehr frommer Priester, dabei kräftiger Verfechter der pfarrlichen Gerechtsame. Die Patronatsherrschaft machte ihm viele Schwierigkeiten. Aus Gram darüber starb er am 3. Oktober 1733. An der Schollendorfer Pfarrkirche, rechts vom Hochaltar, liegt er begraben. Von ihm besteht an der Pfarrkirche eine Fundation. Simon Franz Andretius, ein Rosenberger, ordiniert 1715, wie sein Vorgänger vorher Kaplan in Wartenberg, von 1733-38. Er fand das Pfarrhaus in so erbärmlicher Verfassung, daß er in dasselbe nicht einziehen konnte, sondern sich im Dorfe eine Wohnung suchen mußte. Sein am 7. Oktober 1734 angelegtes "Über jurium parochialium ecclesiae Schollendorfensis" enthält viele schätzenswerte Angaben über die Pfarrei und die Kirchen zu Schollendorf, Ober Stradam und Görnsdorf. Ferdinand Xaver Klose, von 1738-40 (Act. circ.), ging nach Bralin. Matthäus Masur, ordiniert 1735, von 1740 bis zu seiner Emeritierung 1756. Anton Beck, von 1756 bis Ende Juni 1772. Er war Act. circ. Beck hatte 1764 auch die Verwaltung der Pfarrei Rudelsdorf übernommen. Von 1772 ab blieb nunmehr Schollendorf mit Rudelsdorf vereinigt, bis es durch Verfügung des Geistlichen Amtes vom 21. Juli 1867 von Rudelsdorf getrennt und die Administration dem Fundatisten zu Ostrowine, Franz Schubert, (geb. 1831 zu Dörnberg, ordiniert 1860) übertragen wurde. Infolge dieser Veränderung mußte für die Parochie Schollendorf eine neue Gottesdienstordnung festgestellt werden. Es geschah dies, nachdem wegen des in der Kapelle notwendigen eintretenden Ausfalles des Gottesdienstes, soweit er in der Pfarrkirche und in der der Filiale gehalten werden muß, ein Einvernehmen mit dem Grafen d'Oultremont erzielt war. Diese Gottesdienstordnung wurde gedruckt unter die Parochianen verteilt und hat sich bisher sehr gut bewährt. Am 5. Oktober 1873 als Pfarrer investiert, ging Schubert am 4. Oktober 1889 nach Schabenau, Kreis Guhrau. Am 30. Juni 1910 feierte er in körperlicher und geistiger Frische sein goldenes Priesterjubiläum, anläßlich dessen er durch Verleihung des Titels eines Geistlichen Rats und des Roten Adler-Ordens IV. Klasse ausgezeichnet wurde. Früher schon hatte ihn Eminenz Kardinal Kopp zum Ehrenerzpriester ernannt. Sein ehemaliger Patron, Landesältester von Gräffendorff, bereitete dem Jubelgreise, seinem alten Freunde, eine ganz besondere Ehrung, indem er ihn zu einem im Schollendorfer Herrenhause veranstalteten Ehrenmahle einlud, zu welchem sämtliche Glieder der von Gräffendorffschen Familie, selbst aus weiter Ferne, gerufen und erschienen waren. Auf Schubert folgten die Administratoren: Karl Mommert bis Juli 1892; Karl Stenzel bis Oktober 1893; bis Dezember 1894 versah Pfarrer Muschallik-Rudelsdorf die Parochie Schollendorf; Anton Wolf bis 1898; Theodor Schliwa bis März 1899; Joseph Grund bis 1901; Paul Kaspercyk bis 1904; Johannes Cygan bis 1907; Augustin Kucharczyk, ordiniert 22. Juli 1901, seit 23. Oktober 1907, am 26. Dezember 1910 zum wirklichen Pfarrer präsentiert, August 1911 investiert. Unter ihm wurde 1910 ein neues schmuckes Pfarrhaus gebaut, welches er Michaelis 1911 bezog.
Die Widmut besteht in zwei Parzellen von zusammen 26 ha 14 a. Die ehemalige Kirchschule, jetzige Organistei, besitzt 86 a 60 qm Acker. Der Kirchhof ist Kircheneigentum. Zur Parochie Schollendorf sind eingepfarrt 1. wirklich: Schollendorf, Görnsdorf, Ober und Mittel Stradam; 2. gastweise: Ostrowine, Polnisch Elgut, Pontwitz, Dzielunke, Gimmel, Groß Ulbersdorf, Ober und Nieder Schönau.

Die Mater adjuncta zu Ober-Stradam
Die Urkunde vom 14. Januar 1376 nennt in der sedes Warthinbergensis die Pfarrkirche in Stradamum superior. Seit Einführung der Reformation finden wir sie mit Schollendorf vereinigt. Sie wurde 1629 wieder katholisch, kam 1633 abermals in protestantischts Hände, mußte jedoch 1654 dem katholischen Kult endgültig zurückgegeben werden. Das Kirchengebäude nebst Turm war aus Holz und befand sich damals in mißerablem Zustande. Im Turme hingen zwei Glocken. Der Titel der Kirche war nicht gewiß, wahrscheinlich war sie dem Apostel Bartholomäus geweiht. Die Grundherrschaft besaß das Patronat. Die kirchlichen und pfarrlichen Verhältnisse lagen hier ganz im argen. Die Patrone hatten sich pfarrliche und kirchliche Vermögensstücke unrechtmäßigerweise angeeignet, weshalb "viel Streit und Irrungen" entstanden. Eine Wiederherstellung der Kirchen- und Pfarrgebäude konnte erst auf langwierigem Prozeßwege erstritten werden. 1707, nach des Pfarrers Dominik Abgange war es Paul von Dresky, der sich großer Ungerechtigkeiten durch Entziehung kirchlichen Besitzes schuldig machte. Die Pfarräcker lagen an der Breslauer Straße; rechts auf Görnsdorf zu, an der Görnsdorfer Grenze, die große Pfarrwiese. Um den unaufhörlichen Widerwärtigkeiten aus dem Wege zu kommen, gab Pfarrer Josch im Einverständnis mit dem Erzpriester Libor, aber ohne Genehmigung der Bischöflichen Behörde die Pfarrwidmut von zwei Hufen Landes nebst drei schönen Wiesen dem Kirchenpatron gegen einen Jahreszins von 20 Talern bar und 5 Scheffel 7 Metzen Roggen und ebensoviel Hafer laut Vertrag vom 25. November 1799 in Erbpacht. Nur ein kleiner Widmutsrest von 1 ha 27 a 81 qm ist der Kirche bis heut verblieben. Da der Erbpachtvertrag vom Jahre 1799 seitens der Geistlichen Behörde nicht genehmigt war, klagte Pfarrer Krause auf Herausgabe der zwei Hufen großen Widmut nebst drei Wiesen, Pfarrgebäude und Scheuer, verlor aber den Prozeß in allen drei Instanzen, weil die Verjährung auch gegen den Nutznießer eingetreten war (1863/64). Der Erbpachtvertrag blieb also bestehen. Gottesdienst wurde ehemals jeden zweiten Sonntag, ferner am zweiten Weihnachts-, Oster- und Pfingsttage und am Bartholomäusfeste gehalten. Ein Disitationsprotokoll vom 20. März 1789 sagt, daß zu Ober Stradam wegen der verfallenen Kirche schon seit Jahren keine Gottesdienste stattfinden. 1792 besaß die Kirche ein Kapitalvermögen von 661 Rtl. Anstelle der 1798 eingestürzten Kirche wurde 1805 eine hölzerne Kapelle errichtet. In den stehen gebliebenen alten Turm wurde 1799 eine neue Glocke aufgezogen. Die zweite Glocke stammt aus dem Jahre 1599. Pfarrer Krause setzte den Neubau einer massiven (am Bartholomäusfeste 1863 benedizierten) Kapelle durch, in welcher nur einmal im Jahr, am Sonntag nach Bartholomäi Gottesdienst gehalten wird. Der Kirchhof ist Eigentum der Kirche; die Grabstellengelder fließen der Kirchkasse zu.

Die Filialkirche zu Görnsdorf
D. d. Oels am Tage des Apostels und Evangelisten Matthäus (21. September 1503) urkunden die Gebrüder Albrecht und Karl, Herzöge von Oels, daß Elisabeth, des Siegmund Pritzelwitz von Machnitz eheliche Hausfrau, etwan Heidhans von Görnsdorf eheliche Tochter, zu Vermehrung des Lobes und Dienstes Gottes der Kirche zu Görnsdorf im Wartenberger Weichbilde gelegen, zwei Mark jährlichen, vom Gute Elgut bei Pontwitz ihr zustehenden Zinses aufgelassen, welche Zuwendung dem Melchior von Rorau, als derzeitigem Lehnsherrn und Obristen Verweser gedachter Kirche bestätigt wird. Die Kirche zu Görnsdorf wurde, wie die übrigen Kirchen der Standesherrschaft, protestantisch. Sie war ein Schrotholzbau und befand sich bei der Reduktion im Jahre 1654 in großer Verwahrlosung. Titel und Kirchweihtag standen damals nicht fest; später wird B. M. V. Assumpt. angegeben. Gottesdienst stand jeden dritten Sonntag, jeden dritten Hochfesttag und zu Mariä Himmelfahrt statt. Das Kirchenvermögen (500 Rtl.) hielt der Grundherr als Kirchenpatron hinter sich mit dem Vorgeben, davon die Wiederherstellung des Gotteshauses bewirken zu wollen, die aber nicht zur Ausführung kam, weshalb diese 500 Rtl. mit 5 % auf das Rittergut Görnsdorf hypothekarisch eingetragen wurden, worüber unterm 3. September 1696 der Kirche Rekognition erteilt wurde. Ende 1733 wurde die Filialkirche zu Görnsdorf amtlich endgültig der Mutterkirche Schollendorf zugeschlagen; bis dahin war es nämlich streitig, ob sie Filia der Oberstradamer oder Schollendorfer Mutterkirche sei. Erst 1736 kam es zum Kirchbau, welchen der Patron Hans Ernst von Prittwitz im Einverständnis mit dem Erzpriester leitete. Der Kirche gehörte (1794) ein sechs Beete breites und ein Gewende langes Ackerstück, welches der Läuter als Entschädigung nutzte. In den Jahren 1852/53 wurde die Kirche vongrundaus neu und massiv erbaut und am 23. Oktober 1853 durch Erzpriester Franz Hertel-Kreuzendorf benediziert. Der gegenwärtige Seitenaltar, welcher in der alten Holzkirche der Hauptaltar war, enthält folgende Inschrift: "Anno 1700 die 25. Mai erectum est hoc altare ad Dei gloriam honorem Beatissimae Virginis Mariae sub rectoratu Rev. patris Simonis Sigismund Dommik, Parochi Schollendorfensis et Goernsdorfensis. Mater misericordiae ora pro me maximo et indigno peccatore!" Der Kirchhof ist Eigentum der Kirche; die Grabstellengelder fließen der Kirchkasse zu.

Die Kapelle Ass. B. M. V. zu Ostrowine, Kreis Oels
verdankt ihre Entstehung der Besitzerin des Ritterguts Ostrowine, Gräfin Henriette von Nassau geb. Gräfin d'Oultremont. Schon unter den Vorbesitzern stand im herrschaftlichen Walde, etwa 10 Minuten Weges von Schloß Ostrowine auf Polnisch Elgut zu ein massives Sommerhaus. Bei diesem ließ Gräfin von Nassau im Jahre 1851 eine kleine Kapelle zu Ehren der seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria erbauen, um während ihres Sommeraufenthaltes zu Ostrowine in derselben täglich dem hl. Meßopfer beiwohnen zu können. Die Benediktion dieser Waldkapelle geschah am 26. August 1852 im Beisein der Stifterin durch den damit beauftragten Erzpriester Pietzka unter Affistenz des Stadtpfarrers Kupietz-Wartenberg, des Pfarrers Kulawy-Rudelsdorf, sowie des Gräflichen Hausgeistlichen Lic. Beykirch. Inanbetracht des kirchlichen Notstandes der in und um Ostrowine zerstreut lebenden Katholiken nahm sich sehr bald Gräfin von Nassau letzterer an und errichtete nach Vereinbarung mit dem Herrn Fürstbischof bei dieser Kapelle eine eigene Seelsorgstelle, indem sie laut Verhandlung d. d. Ostrowine 4. September 1854 (landesherrlich genehmigt 12. März 1855) 6.000 Taler dergestalt auf ihr Rittergut Ostrowine gegen 5 % jährlich postnum. zu zahlende Zinsen unkündbar eintragen ließ, daß diese Zinsen ausschließlich zur Besoldung des Geistlichen verwendet werden sollen, überdies noch 1.140 Reichstaler auf Kultusbedürfnisse bei der Kapelle deponierte, die Kapelle erweitern, dabei auch ein Wohnhaus für den Geistlichen mit einem Unterrichtslokal erbauen ließ. Der von der Geistlichen Behörde im November 1854 hier angestellte Fundatist Ferdinand Schönwälder (geb. Neisse 1825, ord. 1848, demnächst Kaplan in Wartenberg) richtete, mit der Unterstützung des überlasteten Rudelsdorfer Pfarrers beauftragt, regelmäßige Sonn- und Festagsgottesdienstte ein, unterrichtete auch in der dabei eröffneten, von der Königlichen Regierung konzessionierten Privatschule. Dieser Einrichtung erwies sich als ein großes Bedürfnis und ein wahrer Segen für die ganze Umgegend. 1856 mußte die Kapelle abermals erweitert bezw. umgebaut werden, worauf am 19. Oktober 1856, dem 23. Sonntage nach Pfingsten, ihre Benediktion durch Erzpriester Pietzka unter Affistenz der Pfarrer Kupietz und Krause stattfand. Einen großen Verlust für die Kapellengemeinde bedeutete der Weggang des seeleneifrigen Fundatisten Schönwälder. Unentwegt hatte er den Lieblingsplan seiner frühesten Jugend: als Missionar unter den Ungläubigen zu wirken, verfolgt. Am 30. Juni 1858 verließ er Ostrowine, um am 9. Juli von Bremerhaven aus in Gemeinschaft mit einer gleichgesinnten Priesterschaar die Fahrt nach Amerika anzutreten. Dort Ende Juli angelangt, wurde ihm die in der neugegründeten Diözese Alton belegene Niederlassung Oka als Wirkungskreis angewiesen. Schon kränklich, verschlimmerte sich sein Zustand zusehends. Nachdem er am 24. September noch mit großer Anstrengung das hl. Opfer dargebracht, überführte man ihn an demselben Tage zu den Barmherzigen Schwestern nach St. Louis. Am Morgen des 26. September empfing er mit großer Andacht die hl. Sterbesakramente und verschied eine halbe Stunde später. Am Nachmittage des 27. September wurde er auf dortigem Friedhofe still begraben. Schönwälders Nachfolger zu Ostrowine wurde Kaplan Matthias Filistin, bisher in Tillowitz, vom 1. Juli 1858 ab. Nach kaum einjähriger Wirksamkeit nach Namslau versetzt, folgte ihm Paul Kapuscinski vom 1. Juni 1859 ab, welcher aber, zum Pfarrer von Goschütz berufen, nur einige Wochen die Kapellengemeinde pastorierte. Der nächste Fundatist, Joseph Gillar, welcher Anfang September antrat, waltete seines Amtes bis Ostern 1863. Unter ihm wurde mit Genehmigung des Ministers die bisherige Privatschule durch Verfügung der Königlichen Regierung vom 8. Mai 1860 zu einer öffentlichen katholischen Schule erhoben, und derselben die katholischen Kinder von Ostrowine, Polnisch Elgut, Görnsdorf und Schollendorf zugewiesen, dem Geistlichen vorläufig noch weiter die Unterrichtserteilung überlassen. Erst durch Verfügung vom 21. Januar 1867 wurde ein Lokaladjuvant angestellt. Der erste war Wilhelm Ruge, welcher 1874 nach Zedlitz bei Striegau abging. Nachdem inzwischen der Unterricht wieder vom Geistlichen erteilt worden, folgte Ostern 1876 der Lokaladjuvant Gollmann und als dieser im nächsten Jahre anderweitig plaziert wurde, hob die Königliche Regierung durch Verfügung vom 15. Dezember 1877 die Schule ganz auf, indem die katholischen Kinder den bezüglichen evangelischen Schulen gastweise zugewiesen wurden. Den schulplanmäßigen Religionsunterricht erhalten die Kinder in wöchentlich vier Stunden vom Geistlichen im katholischen Schullokal zu Ostrowine. Franz Schubert, bisher Kaplan in Landsberg, übernahm die Verwaltung am 4. April 1863. Genau 26 1/2 Jahre harrte dieser allgemein beliebte, von seinen Kirchkindern hochverehrte Seelenhirt in schwerer Zeit auf seinem Posten treulich aus. Am 8. November 1864 hielt er in der Kapelle feierliche Exequien für die am 26. Oktober auf Schloß Rahe bei Aachen verstorbene Stifterin Gräfin von Nassau. Im Jahre 1872 schenkte Graf Octave d'Oultremont de Duras zu Brüssel der Ostrowiner Kapelle eine westlich an dieselbe anstoßende Fläche von 7 Morgen 18 Quadratruten Landes aus dem Rittergut Ostrowine, welche als Kapellengrundstück Nr. 40 Ostrowine vom Stammgut gerichtlich abgeschrieben wurde. - Nachdem der Kirchhof zu Schollendorf als Begräbnisplatz nicht mehr benutzt werden durfte, errichtete Schubert einen neuen Begräbnisplatz zu Ostrowine, welcher am 16. September 1883 durch Erzpriester Zajadacz die kirchliche Weihe erhielt.
Die folgenden Fundatisten siehe unter den Pfarrern von Schollendorf.
Ein großer Nachteil erwuchs dem Fundatisten dadurch, daß der derzeitige Besitzer von Ostrowine, Reichsfreiherr von Twickel, 1902 die zur Sicherung des stiftungsmäßigen Gehalts (900 Mark) auf Gut Ostrowine eingetragene Hypothek über 18.000 Mark kündigte, was allerdings das Gesetz vom 1. Januar 1900 ermöglichte, indes eine bedeutende Herabminderung des Fundatistengehalts zur Folge hatte.

Schloßkapelle Reg. SS. Rosarii zu Ostrowine
Die von dem Besitzer des Ritterguts Ostrowine, Reichsfreiherrn von Twickel 1904/5 mit einem Kostenaufwande von ca. 40.000 Mark erbaute und ausgestattete Schloßkapelle erhielt durch den von Sr. Eminenz Kardinal Kopp damit beauftragten Erzpriester Gabriel am 22. August 1905 die kirchliche Weihe. In dieser Kapelle wird mit bischöflicher Genehmigung das Sanktissimum aufbewahrt.

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